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Nachbarschaft halten sollten. Der wahre Feind für das
zivilisierte Europa kann dann Rußland werden; wenn
dieses sein Eisenbahnnetz ausgebaut, seine Armee reor-
ganisiert hat, kann es mit zwei Millionen Soldaten mar-
schieren. Dann muß sich Europa koalisieren, um dieser Macht
zu widerstehen.“
Auf die Bitte des Grafen Seherr-Thosz, Bismarck möchte
den unheilvollen Preßkrieg zwischen Oesterreich und Preußen
beseitigen, bemerkte er, daß es nicht die deutschen Zeitungen
seien, die den Streit angefangen hätten; gleichwohl wolle
er das Seinige tun, damit der Federkrieg eingestellt werde.
Anfangs Januar 1869.
Aeußerung, betr. die Erstattung des vren-
ßischen Anteils am Elbezoll.
Bismarck erkannte die Zweckmäßigkeit der Befreiung der
Elbe von Zöllen in vollem Maße an. „Ich lasse mich aber
dadurch in meiner Ansicht nicht wankend machen, daß solange
die preußischen Finanzen sich in einem Zustande des Defizits
befinden, welcher nicht durch vorübergehende Verhältnisse her-
beigeführt ist, es unzulässig sein wird, aus Liberalität
auf eine Einnahme von der Höhe, wie die vorliegende, zu
verzichten. Meines Erachtens muß auch die vorliegende Frage
benutzt werden, um die Notwendigkeit der Gewinnung neuer
Einnahmequellen von Tabak, Petroleum usfw. deutlich zu
machen.“
Berlin, Januar 1869.
Unterredung mit dem bayerischen Gesand-
ten Frh. v. Perglas über die Militärliqui-
dationskommission.
Bismarck äußerte den Wunsch 1. daß das gemeinsame
Eigentum nicht aufgegeben werde, und 2. daß irgend eine
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band I. 22