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täuschte Hoffnungen herbeiführen würde. „In dieser Ueberzeu-
gung wird der König sicherlich eintretenden Falles ihm nicht
den Rat geben, die Wahl der Kortes anzunehmen. Der Vater
des Prinzen teilt diese Meinung und hat sich überzeugen können,
als er genötigt gewesen, seinem Sohn, dem Prinzen Karl in
Rumänien zu Hülfe zu kommen, wie lästig die souveräne
Macht für sein persönliches Vermögen gewesen ist; er ist
keineswegs geneigt, letzteres aufs Spiel zu setzen, um seinem
ältesten Sohne zum Thron von Spanien zu verhelfen.“
Benedetti machte darauf aufmerksam, daß der Prinz
Leopold die Wahl der Kortes nicht ohne Zustimmung des
Königs würde annehmen können und daß der König von
Preußen also dem Prinzen in diesem Falle die Entscheidung
würde vorschreiben können. Bismarck erkannte dies an, aber
anstatt dem Botschafter die Versicherung zu geben, daß der
König sich entgültig entschieden habe, dem Prinzen
die Ablehnung zu befehlen, kam er auf die Gefahren
zurück, von welchen der neue Souverän Spaniens von
der Thronbesteigung an umgeben sein würde. Er
war der Ansicht, daß es überhaupt nicht zur Wahl
eines Prinzen kommen würde, daß die ehrgeizigen per-
sönlichen Absichten der Männer, welche sich der Gewalt be-
mächtigt hätten, ein ernsteres Hindernis bildeten, als man
im allgemeinen vermute; er erwähnte den Namen des Mar-
schalls Prim.
Da Benedetti den Ministerpräsidenten veranlassen wollte,
genau die Tragweite seiner Erörterungen zu präzisieren, so
erwiderte er, daß er Sorge tragen werde, Bismarcks Ausein-
andersetzungen dem französischen Minister des Aeußern mit-
zuteilen; er legte dar, daß, wenn die Regierung des Kaisers
Napoleon die Ereignisse, deren Schauplatz Spanien sei, mit
großer Vorsicht beobachte, sie auch ein Interesse ersten Ranges
habe, die Entwicklung der Angelegenheit zu verfolgen. Bis-