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„Ich denke, die Stimmung ist gut bei Ihnen.“
„Die Stimmung war sehr gut, aber seit die Revolution
uns von den königlichen Behörden unter königlichem Stempel
eingeimpft worden, ist sie schlecht geworden. Das Vertrauen
zu dem Beistande des Königs fehlt.“
„Was werfen Sie mir denn eigentlich vor?“
„Die Räumung Berlins.“
„Die habe ich nicht gewollt.“ Und die Königin, die in
Gehörsweite war, setzte hinzu: „Daran ist der König ganz
unschuldig, er hatte seit drei Tagen nicht geschlafen.“
„Ein König muß schlafen können,“ versetzte Bismarck.
„Noch sind Sie der Herr im Lande und Sie besitzen die Macht,
die bedrohte Ordnung überall herzustellen.“
„Ich muß mich aber hüten, den Weg des formellen
Rechtes zu verlassen.“
Bismarck entgegnete: „Das formale Recht und seine
Grenzen sind augenblicklich verwischt und werden von den
Gegnern, sobald sie die Macht haben, ebensowenig respektiert
werden, wie am 18. März. Ich sehe die Situation mehr
in dem Lichte von Krieg und Notwehr, als von rechtlichen
Argumentationen.“
Berlin, den 15. April 1349.
Unterredung mit dem Appellations-Ge-
richtspräsidenten Ludwig von Gerlach, be-
treffend Kammerverhältnisse.“)
Bismarck kam zu Gerlach und sprach vom Zerfallen der
Parteien in der zweiten Kammer; er stehe mit Hans Kleist
*) Aufzeichnungen Ludwig von Gerlach Bd. II S. 49. Be-
merkung Bismarck am 21. November 1850, er erkenne in der
äußeren Politik kein Recht an nur Konnivenz; Friedrich II. sei
seit 1740 sein Muster a. a. O. S. 116. Eine Unterredung Bis-