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welche dann doch immer auf Badens Stimme Räüchsicht zu
nehmen haben, als wenn es als dienendes Glied im Ganzen
aufgeht, dadurch sich von den Nachbarn lossagt, sich diese
zu Feinden macht und sich lediglich ihrem eigenen nicht immer
wohlwollenden Rat und den Einflüsterungen des Auslandes
überläßt. Dies und nicht ein Druck im Sinne alsbaldiger
Nachahmung des gegebenen Beispiels würde die unausbleib-
liche Folge eines solchen Schrittes sein.
In der handelspolitischen Beziehung läßt sich zur Zeit
noch nicht übersehen, ob der norddeutsche Bund nach Ablauf
der Zollvereins-Verträge in der Lage und geneigt ist, die-
selben zu erneuern oder ob dann neue Uebereinkommen an
deren Stelle treten. Auch in dieser Richtung würde der Ein-
tritt Badens in den norddeutschen Bund die freie Aktion
des Bundes hemmen, und Baden würde in eine unerwünschte
Lage kommen. Auch in Bayern und Württemberg wird die
nationale Partei allmählich die Oberhand gewinnen, und zwar
umso eher, je weniger versucht wird, diese Staaten zu drängen
und je mehr Baden, welches ein erfreuliches Vorbild gibt,
in Verbindung mit ihnen bleibt. Dann erst ist der Augen-
blick gekommen, das nationale Werk, welches unausgesetzt
seiner Verwirklichung entgegenreift, zu krönen. Zu unge-
duldiges Vorwärtsdrängen kann die Erreichung des Ziels
nur gefährden. .
Der Minister Mathy hat in einem an mich gerichteten
Schreiben eine Zusicherung von mir verlangt, die ich nicht
habe gewähren können, nämlich, daß Baden eventuell be-
stimmt auch allein in den norddeutschen Bund ausgenommen
werden würde. Ja, habe ich nicht antworten können, nein
habe ich nicht sagen wollen, und deshalb vorgezogen,
die ablehnende Antwort mündlich durch unseren Gesandten
in Karlsruhe, den Grafen Flemming zu erteilen. Dagegen
habe ich dem Minister Mathy in einem vertraulichen Briefe