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Berlin und sprach den Grafen Stolberg; er übergab dem—
selben einen für den König und Gerlach bestimmten Zettel
des Inhaltes: „Aus meinen Unterredungen mit Manteuffel
schließe ich, daß er geneigt ist, zu bleiben und dies als den
wahrscheinlichen Ausgang der Krisis betrachtet.“ Aus den
weiteren Mitteilungen Bismarcks war zu entnehmen, daß
Gerlach mehr als Niebuhr Gegenstand der Abneigung Man—
teuffels sei.
Ostende, 16./17. August 1853.
Unterredung mit dem Prinzen von Preus-
sen, betreffend eine preußische Ministerkri-
sis, den Begriff Pietist und das Verhältnis
zwischen Gutsnachbarn und Bauern.)
Der Prinz von Preußen fragte Bismarck bei einer Begeg-
nung in Ostende nach dem Stande der Dinge; er wußte augen-
scheinlich von der Ministerkrisis kein Wort. «
Bismarck erzählte, daß es zur Zeit seiner Abreise von
Potsdam, Ende Juli, unentschieden gewesen sei, ob Man-
teuffel bleibe oder nicht und daß er seitdem nichts Sicheres
über die Sache erfahren habe.
Der Prinz war sehr bewegt über die Idee, daß Man-
teuffel ausscheiden und einem „Ministerium Polignac“ das
Feld lassen könnte. Er schrieb dem Generaladjutanten von
Gerlach die Absicht zu, Manteuffel zu vertreiben. Bismarck
widersprach und sagte, daß gerade Gerlach von der Notwendig-
keit, daß Manteuffel bleibe, durchdrungen sei. Der Prinz schien
es nicht recht zu glauben; Bismarck konnte ihm aber am
nächsten Tage einen Brief Gerlachs zeigen, aus dem der Prinz
*) Kohl, Bismarcks Briefe, S. 100 und Bismarcks „Ge-
danken und Erinnerungen“, Bd. II S. 278.