Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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unverdächtig ersehen konnte, daß Gerlach Manteuffel im Mi- 
nisterium halten wollte. 
Im Laufe der Unterhaltung bezeichnete der Prinz von 
Preußen den ihm wenig sompathischen General von Gerlach 
als einen Pietisten. 
Bismarck: „Was denken Ew. K. H. sich unter einem 
Pietisten?“ 
Der Prinz: „Einen Menschen, der in der Religion heu- 
chelt, um Karriere zu machen.“ 
B.: „Das liegt Gerlach fern, was kann der werden? 
Im heutigen Sprachgebrauch versteht man unter einem 
Pietisten etwas anderes, nämlich einen Menschen, der orthodor 
an die christliche Offenbarung glaubt und aus seinem Glauben 
kein Geheimnis macht; und deren gibt es viele, die mit dem 
Staate gar nichts zu tun haben und an Karriere nicht denken.“ 
Der Prinz: „Was verstehen Sie unter orthodor?“ 
B.: „Beispielsweise jemanden, der ernstlich daran glaubt, 
daß Jesus Gottes Sohn und für uns gestorben ist als ein 
Opfer zur Vergebung unserer Sünden. Ich kann es im 
Augenblick nicht präziser fassen, aber es ist das Wesentliche 
der Glaubensverschiedenheit.“ 
Der Prinz ô(hoch errötend): „Wer ist denn so von Gott 
verlassen, daß er das nicht glaubte!“ 
B.: „Wenn diese Aeußerung öffentlich bekannt würde, 
so würden Ew. K. H. selbst zu den Pietisten gezählt werden.“ 
Im weiteren Verlauf der Unterhaltung kam die Rede auf 
die damals schwebende Frage der Kreis= und Gemeinde-Ord- 
nung. Bei der Gelegenheit sagte der Prinz ungefähr: Er sei 
kein Feind des Adels, könne aber nicht zugeben, daß „der 
Bauer von dem Edelmann mißhandelt werde.“ 
B.: „Wie sollte der Edelmann das anfangen? Wenn 
ich die Schönhauser Bauern mißhandeln wollte, so fehlte mir
	        
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