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Bismarck sagte noch, das Kammertum, nie ganz entbehr-
lich, schwimme jetzt gegen den Strom; die darin enthaltenen
Rechts= und Freiheits-Elemente müßten in die Regierung selbst,
in die Kollegia, in die Stände, Kreise, Städte übergehen.
Frankfurt a. M., den 2. Februar 1854.
Unterredung mit dem Bankier
von Rothschild, betreffend den Abbruch der
Beziehungen zwischen Rußland und Frank-
reich.“)
Bismarck befand sich im Klub, als er die telegraphische
Nachricht erhielt, daß der russische Gesandte Kisseleff in Folge
des Akutwerdens der orientalischen Krisis Paris verlasse;
Bismarck besann sich, wen er wohl am besten damit er-
schrecken könne; sein Auge fiel auf Rothschild, der kreidebleich
wurde, als ihm Bismarck das Telegramm zu lesen gab.
Rothschilds erster Ausruf war: „Hätte ich das heute früh
gewußt!“ sein zweiter: „Wollen wir morgen ein Geschäftchen
zusammen machen? Exzellenz riskieren dabei nichts.“
Bismarck lehnte freundlich dankend ab und überließ ihn
seiner erregten Stimmung.
Berlin, den 3. März 1854.
Unterredung mit dem General-Adiutanten
von Gerlach, betreffend vie projektierte Kon-
vention mit Oesterreich über die orienta-
lische Frage.“)
Bismarck sprach den General-Adjutanten v. Gerlach in
der Kammer. „Ich war — so bemerkte er demselben —
*) Kohl, „Bismarcks Briese“, S. 127.
*“) v. Gerlach, „Denkwürdigkeiten“, Bd. II S. 116.