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festen Meinung, Oesterreich wird ohne Preußen nicht los-
schlagen. Tallenay, der französische Gesandte in Frankfurt
hat dies ebenfalls gesagt. Meines Erachtens sollten wir,
von diesem festen Punkt ausgehend, gegen Frankreich und
England erklären: Ohne uns könnt Ihr Oesterreich nicht be-
kommen, und darauf fernere Forderungen gründen.“
Frankfurt a. M., 17. dder 18. Februar 1855.
Unterredung mit dem altenburgischeu Mi-
nister von Larisch, betreffend die orienta-
lische Frage.)
Bismarck machte dem Minister von Larisch Vorwürfe über
die von den Sachsen-Ernestinischen Höfen in der orientalischen
Frage beobachtete Politik, die zu sehr zu Oesterreich neige.
Larisch konnte dies nicht zugeben, verhehlte aber nicht, daß
man in Deutschland zur Zeit kein Vertrauen auf die Konsequenz
der preußischen Politik habe, weil man den König Friedrich
Wilhelm IV. bald von der einen, bald von der anderen Seite
bestimmt glaube. Als Bismarck hierauf eine Andeutung
machte, Larisch lein naher Verwandter von Manteuffel) wie
überhaupt die Umgebung Manteuffels wirke einschüchternd
auf diesen letzteren, versicherte Larisch, daß er gegen Nicht-
preußen sich in gleicher Weise nicht zu äußern pflege,“) daß
ihm aber davon nichts bekannt sei, daß Manteuffels Umgebung
einschüchternd auf ihn wirke.
Charlottenburg, den 10. Mai 1855.
Unterredung mit dem General-Adjutanten
von Gerlach, betreffend die orientalische
Frage."7)
Der aus Frankfurt angekommene Bismarck besprach mit
dem General v. Gerlach die Lage der orientalischen Frage.
*) Nach einem Briefe des Ministers Larisch an den Minister
von Manteuffel d. d. Altenburg Februar 1855.
*.) Larisch war von Geburt Preuße.
*##) v. Gerlach, „Denkwürdigkeiten“, Bd. II S. 310.