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In Kopenhagen hatte er am 6. August eine Audienz bei dem
Könige Friedrich VII. Derselbe empfing Bismarck in Uniform.
den Helm auf dem Kopfe, und unterhielt sich mit übertriebenen
Schilderungen seiner Erlebnisse bei verschiedenen Gefechten und
Belagerungen, bei denen er gar nicht zugegen gewesen war.
Auf Bismarcks Sondierung, ob der König glaube, daß die
(zweite gemeinschaftliche vom 2. Oktober 1855 datierte) Ver-
fassung halten werde, erwiderte er, er habe seinem Vater auf
dem Totenbette zugeschworen, sie zu halten, wobei er vergaß,
daß diese Verfassung beim Tode seines Vaters (1848) noch nicht
vorhanden war.
Schweden, ca. 15. und 19. August 1857.
Unterredung mit nordischen Freunden, be-
tressend die Einigung Deutschlands und
Skandinaviens.“)
Auf einer Fahrt durch die wildreiche schwedische Provinz
Smaland drehte sich das Gespräch Bismarcks mit dem dänischen
Kammerherrn von Blixen—Finecke und dem schwedischen
Grafen Hamilton um allerlei politische Dinge. Bismarck, der
aus seinen Gedanken und Wünschen kein Hehl machte, geriet
in immer lebhafteres Feuer, während die Freunde sich mit der
ihrem Stamm eigenen bedächtigen Ruhe zumeist auf das
Zuhören beschränkten. Plötzlich erhob sich Bismarck im
Wagen, seine Riesengestalt zu hünenhafter Größe aufrichtend;
der weite Jagdmantel flatterte im Winde und die großen
blauen Augen hefteten sich blitzend auf irgend einen Gegenstand
in der weiten, fernen Ebene. „Ich habe zwei große politische
Ideen, die erste besteht darin, unser Deutschland zu einem
großen Reiche zu sammeln und während jener Zeit schafft Ihr
Euch ein einiges Skandinavien. Damit käme dann meine
*) Nach den Memoiren des Grafen Hamilton. „Münchener
Allgemeine Zeitung“ vom 1. September 1898.