Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Bismarck: „Das nicht; aber er kann nicht ein Schubfach 
in Ordnung halten, viel weniger ein Ministerium. Und 
Schleinitz ist ein Höfling, kein Staatsmann.“ 
Der Regent: „Halten Sie mich etwa für eine Schlaf- 
mütze? Mein auswärtiger Minister und mein Kriegsminister 
werde ich selbst sein; das verstehe ich.“ 
Bismarck: „Heut zu Tage kann der fähigste Landrat 
seinen Kreis nicht verwalten ohne einen intelligenten Kreis- 
sekretär und wird immer auf einen solchen halten; die preußische 
Monarchie bedarf des Analogen in viel höherem Maße. Ohne 
intelligente Minister werden Ew. K. H. in dem Ergebnis keine 
Befriedigung finden. Das Innere berührt mich weniger; 
aber wenn ich an Schwerin denke, so habe ich auch meine 
Sorgen. Er ist ehrlich und tapfer und würde, wenn er Soldat 
wäre, wie sein Vorfahr bei Prag fallen; aber ihm fehlt die 
Besonnenheit. Sehn Ew. K. H. sein Profil an; dicht über 
den Augenbrauen springt die Schnelligkeit der Konzeption 
hervor, die Eigenschaft, welche die Franzosen mit primesautier 
bezeichnen, aber darüber fehlt die Stirn, in welcher die Phre- 
nologen die Besonnenheit suchen. Schwerin ist ein Staatsmann 
ohne Augenmaß und hat mehr Fähigkeit einzureißen als auf- 
zubauen.“ 
Die Beschränktheit der Uebrigen gab der Prinz zu. 
Berlin, den 23. März 1859. 
Unterredung mit dem Bankier Levinstein, 
betreffend einen Bestechungsversuch Bis- 
marcks.-) 
Bismarck hatte einen an ihn gerichteten Brief des Ban- 
kiers Levinstein, worin ihm dieser unter Berufung auf seine 
Beziehungen zu preußischen und österreichischen Staatsmän- 
*) Bismarck, „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. I S. 213.
	        
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