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Bismarck: „Das nicht; aber er kann nicht ein Schubfach
in Ordnung halten, viel weniger ein Ministerium. Und
Schleinitz ist ein Höfling, kein Staatsmann.“
Der Regent: „Halten Sie mich etwa für eine Schlaf-
mütze? Mein auswärtiger Minister und mein Kriegsminister
werde ich selbst sein; das verstehe ich.“
Bismarck: „Heut zu Tage kann der fähigste Landrat
seinen Kreis nicht verwalten ohne einen intelligenten Kreis-
sekretär und wird immer auf einen solchen halten; die preußische
Monarchie bedarf des Analogen in viel höherem Maße. Ohne
intelligente Minister werden Ew. K. H. in dem Ergebnis keine
Befriedigung finden. Das Innere berührt mich weniger;
aber wenn ich an Schwerin denke, so habe ich auch meine
Sorgen. Er ist ehrlich und tapfer und würde, wenn er Soldat
wäre, wie sein Vorfahr bei Prag fallen; aber ihm fehlt die
Besonnenheit. Sehn Ew. K. H. sein Profil an; dicht über
den Augenbrauen springt die Schnelligkeit der Konzeption
hervor, die Eigenschaft, welche die Franzosen mit primesautier
bezeichnen, aber darüber fehlt die Stirn, in welcher die Phre-
nologen die Besonnenheit suchen. Schwerin ist ein Staatsmann
ohne Augenmaß und hat mehr Fähigkeit einzureißen als auf-
zubauen.“
Die Beschränktheit der Uebrigen gab der Prinz zu.
Berlin, den 23. März 1859.
Unterredung mit dem Bankier Levinstein,
betreffend einen Bestechungsversuch Bis-
marcks.-)
Bismarck hatte einen an ihn gerichteten Brief des Ban-
kiers Levinstein, worin ihm dieser unter Berufung auf seine
Beziehungen zu preußischen und österreichischen Staatsmän-
*) Bismarck, „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. I S. 213.