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Berlin, März—April 1860.
Unterredung mit dem Prinz-Regenten zur
Entwicklung des Bismarck'schen Minister-
Programms.)
Der Fürst von Hohenzollern und Rudolf von Auerswald
hatten bei dem Prinz-Regenten Bismarcks Ernennung zum
Minister des Auswärtigen angeregt. Es fand infolge dessen im
Palais eine Art Konseil statt, der aus dem Fürsten Auers-
wald, Schleinitz und Bismarck bestand. Der Regent leitete die
Besprechung mit der Aufforderung an letzteren ein, das Pro-
gramm zu entwickeln, zu welchem er riete.
Bismarck: „Das Uebel unserer Politik liegt in ihrer
Schwäche gegen Oesterreich, von der sie seit Olmütz und be-
sonders in den letzten Jahren während der italienischen Kri-
sis beherrscht gewesen ist: kann Preußen seine deutsche Aufgabe
im Einverständnis mit Oesterreich lösen, um so besser. Die
Möglichkeit wird aber erst vorliegen, wenn man in Wien die
Ueberzeugung hat, daß Preußen im entgegengesetzten Falle
auch den Bruch und den Krieg nicht fürchtet. Die zur Durch-
führung unserer Politik wünschenswerte Fühlung mit Rußland
zu bewahren, würde gegen Oesterreich leichter sein als mit
Oesterreich. Unmöglich aber scheint mir das auch im letzteren
Falle nicht, nach meiner in Petersburg gewonnenen Kenntnis
des russischen Hofes und der dort leitenden Einflüsse. Wir
haben dort aus dem Krimkriege und den polnischen Verwick-
lungen her einen Saldo, welcher bei geschickter Ausnützung uns
die Möglichkeit lassen könnte, mit Oesterreich uns zu verständi-
gen, ohne mit Rußland zu brechen; ich fürchte nur, daß die Ver-
ständigung mit Oesterreich wegen der dortigen Ueberschätzung
der eigenen und Unterschätzung der preußischen Macht miß-
lingen wird, wenigstens so lange, als man in Oesterreich nicht
von dem vollen Ernst der eventuellen Bereitschaft Preußens
*) Bismarck, „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. 1 S. 237.