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Gerlach wandte ein, diese Politik wäre schon darum falsch
gewesen, weil Piemont Savoyen wirklich abgetreten und damit
den Beweis seiner Schwäche geführt habe.
Bismarck: „Ich gebe zu, daß diese Politik jetzt un-
möglich ist, und ich befinde mich au bout de mon latin.
Ich scheue mich, zu der französischen Allianz zu raten; ich habe
vor Villa-Franca gesagt, man muß entweder mit oder gegen
Oesterreich gehen. — Jetzt sind es die englischen Einflüsse, die
Preußen nur in das Verderben führen können, und es schon
mit Rußland brouilliert haben. Nachdem Lord Rußell im
Parlament gesagt, England sei mit Preußen einig, und nachdem
der Prinz-Regent dies dem Kaiser Alexander geschrieben, hat
man in Petersburg erklärt, da dies allen in Breslau getroffenen
Verabredungen zuwider ist, so wird man sich weder um
Savoyen, noch um die Neutralität der Schweiz bekümmern.
Ich hätte eventuell zu einer Allianz mit Oesterreich geraten.
Schleinitz aber hat gesagt, Oesterreich sei zu schwach und zu
perfide.“
Gerlach machte darauf aufmerksam, daß Oesterreich stets
perfide gewesen, daß es aber dessen ungeachtet nach der Re-
volution Frankreich mit großer Beharrlichkeit bekämpft habe.
Bismarck: „Das ist jetzt ganz anders: Nach dem 2. De-
zember hat Schwarzenberg das Drei-Kaiser-Bündnis erstrebt,
dann hat Oesterreich während der orientalischen Wirren in
Deutschland mit dem französischen Säbel geklirrt und
die Allianz mit den Westmächten an die Stelle der
heiligen Allianz setzen wollen. Was ist da zu machen?
Ich habe Karolyi gesagt, Oesterreich müsse sich auf
Ungarn stützen, ich habe vergeblich in Frankfurt zum
Frieden geraten. Bei Veranlassung der Beust'schen Vor-
schläge zur Reform der Bundesverfassung hat man darauf zu-
rückkommen wollen, sich in Wien oder Berlin über dergleichen
Dinge zu einigen, Oesterreich hat dies schnöde zurückgewiesen.
Ebenso hat man jetzt, wo man darauf gedrungen, Oesterreich
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band 1. 4