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und Preußen bei Leitung der Bundezsheere die gebührende
Machtstellung zu geben, nichts ausgerichtet. Oesterreich hat
mich durch den Juden Levinstein mit 30.000 Taler bestechen
wollen. Mein Einsatz hätte die gemeinschaftliche Aktion
beider Mächte sein sollen. Der Prinz Friedrich Wilhelm")
hat zu mir gesagt, man müsse das Unglück über sich ergehen
lassen, Preußen sei ja dann immer am größten, dann zeige sich
das Volk in seiner Größe.““)
Warschau, Oktober 1860.
Unterredung mit dem Geh. Leg.-Rat von
Gruner, betreffend einen pvolitischen Rat-
schlag.“)
Bismarck, welcher in den Tagen vom 22. bis 26. Okto-
ber 1860 mit dem Ministerpräsidenten Fürsten von Hohen-
zollern und dem Geheimen Legationsrat von Gruner, der
der Warschauer Zusammenkunft der Kaiser von Rußland und
von Oesterreich mit dem Prinzregenten von Preußen bei-
wohnte, bemerkte zu Gruner, als dieser die Besorgnis äußerte,
ob wohl der mit den Geschäften außerordentlich wenig ver-
traute Fürst von Hohenzollern im stande sein würde, sich
seiner Aufgabe richtig zu entledigen, und ob Preußen bei
dieser Gelegenheit nicht mit seinen Interessen Schaden leiden
möchte.
„Grübeln Sie doch nicht über diese Dinge und machen
Sie sich keine Sorgen. Solange ich in den Geschäften bin, habe
*) Der nachmalige Kaiser Friedrich.
*.) Frankfurt a. M. 24. Mai 1860, Unterredung mit
General EGerlach, betr. die Stimmung des Prinzregenten gegen
Napoleon. Gerlach, „Denkwürdigkeiten“, Bd. II S. 730.
½ „Deutsche Revue“ Juli-Heft 1901, dem Rückblick Gruners
us keinem Leben entnommen. Cf. oben S. 15 Note “.