Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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ich immer von Zeit zu Zeit gehört, wir stehen am Vorabend 
schwerwiegender Ereignisse, und die Zukunft liegt dunkel vor 
uns. GEleichwohl stehen wir heute noch intakt aufrecht. Folgen 
Sie meinem Rate und meinem Beispiel, trinken Sie eine 
Flasche Champagner und essen Sie ein paar Dutzend Austern 
dazu, und ich bin überzeugt, daß Ihnen die Weltlage sofort 
in einem weit rosigeren Lichte erscheinen wird.“ 
Berlin, Anfang der sechziger Jahre. 
Unterredung mit Andrae-Roman, betref- 
send die Voraussicht des Krieges mit Oester- 
reich.") 
In der Zeit, da Bismarck noch Gesandter in Petersburg 
war und krank nach Berlin kam, besuchte ihn A. Andrae- 
Roman. Es war kurz vorher das Königreich Italien von 
Preußen mit einer Hast anerkannt, die Andrae-Roman aufs 
tiefste verdroß. Derselbe gab seinem Unmut, daß dieser zu- 
sammengeräuberte Staat, wie er meinte, so übereifrig schnell 
Anerkennung gefunden habe, daß es so aussähe, als fände 
Preußen diese revolutionären Gewalttaten ganz in der Ord- 
nung, kräftigen Ausdruck. 
Bismarck: „Gottlob, ich bin nicht Minister und habe 
nichts damit zu tun. Uebrigens ist Italien doch einmal unser 
zuverlässiger Bundesgenosse.“ 
Andrae-Roman: „Italien unser Bundesgenosse? Das 
könnte es doch nur sein in einem Kriege mit Oesterreich, davor 
mag Gott uns bewahren.“ 
Bismarck: „Ja, Gott möge uns davor bewahren! Er 
wird es aber nicht tun. Oesterreich wird uns zum Kriege 
zwingen, und zu fürchten brauchen wir ihn nicht.“ 
*) Nach der Erzählung von A. Andrae-Roman im „Da- 
heim“ 1899 S. 153. 
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