Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Baden-Baden, den 14. Juli 1861. 
Unterredung mit dem Präsßidenten des Mi- 
nisteriums des großh. badischen Hauses und 
der auswärtigen Angelegenheiten Franz 
von Roggenbach, betreffend die deutsche 
Frage. ) 
Bismarck las Roggenbach die Denkschrift vor, welche er 
für den König über die Zukunft Deutschlands ausgearbeitet 
hatte. 
Bismarck: „Ich freue mich, daß ich in manchen Punkten 
mit Ihrer Auffassung übereinstimme. Ich will, daß Preußen 
zunächst mit einzelnen Staaten Verträge schließe, durch die 
neben dem bestehenden völkerrechtlichen Bunde Surrogate für 
die fehlenden bundesstaatlichen Institutionen geschaffen werden, 
vor allem ein Zollparlament. Für die weitere Entwicklung 
des Bundesstaates nehme ich eine aus den beteiligten Re- 
gierungen selbst delegierte Zentralbehörde und als Gegenge- 
wicht gegen die Sonderbestrebungen der Einzelstaaten eine 
nationale Vertretung des deutschen Volkes bei der Zentralbe- 
hörde in Aussicht; die Zuständigkeit dieser Volksvertretung 
sollte aber auf die Bestimmungen über die Wehrkraft des 
Bundesstaates, die Zoll= und Handelsgesetzgebung und die 
verwandten materiellen Interessen beschränkt sein. Die Re- 
gierungsgewalt im Innern soll den Einzelstaaten nicht ver- 
kümmert werden. Großes Gewicht lege ich auf den Gedanken, 
daß dem Parlamente ein unverantwortliches Kollegium von 
Regierungsbevollmächtigten als etwas „Unfaßbares“ gegen- 
überstehe; es solle geheim gehalten bleiben, wer in dem 
Kollegium etwas vereitelt, damit man niemanden zur Rechen- 
schaft ziehen kann.“ 
*) Zur Erinnerung an Franz von Roggenbach, von Karl 
Samwer, Wiesbaden. Verlag von F. J. Bergmann 1909, S. 50.
	        
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