Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 54 — 
mehren, wie wir dies zur Zeit des Rheinbundes erlebt haben. 
Den großen Verpflichtungen, die uns die Bundesverfassung 
auferlegt, stehen keine entsprechenden Vorteile gegenüber; denn 
die Existenz der kleineren deutschen Staaten, die sich in Würz- 
burg koaliert haben, ist zwar durch die Macht Preußens ver- 
bürgt, nicht aber ebenmäßig die Zukunft Preußens. Unser 
Vertrauen beruht daher wesentlich auf uns selbst und auf 
der Kraft des eigenen und des deutschen Nationalgefühls. 
Außerdem involviert die Verteidigung der Integrität Preußens 
und die Verhinderung einer Machtausdehnung Frankreichs 
ebenso ein europäisches als ein preußisches Interesse, und weder 
Rußland noch England werden in der Lage sein, einen sieg- 
reichen Krieg Frankreichs gegen Deutschland teilnahmslos an- 
zusehen.“ 
Petersburg, Anfang Mai 1862. 
Unterredung mit Kaiser Alexander II. von 
MRusßland, betreffend die volnische Frage.) 
Zu der Zeit, wo Bismarcks Abberufung vom Peters- 
burger Botschafterposten schon wahrscheinlich war, hatte er 
mit dem Kaiser Alexander II. eine Unterredung, bei welcher 
letzterer sich nicht abgeneigt zeigte, Polen teilweise aufzu- 
geben; wenigstens das linke Weichselufer mit Ausnahme von 
Warschau, das immerhin als Garnison in der Armee seinen 
Reiz hätte, und strategisch zu dem Festungsdreieck an der 
Weichsel gehöre. 
Als Bismarck äußerte, daß er seine Abberufung bedaure 
und gern in Petersburg bleiben würde, veranlaßte dies den 
Kaiser mißverständlich zu der Frage, ob er geneigt sei, in 
russische Dienste zu treten. Bismarck verneinte das höflich unter 
Betonung des Wunsches, als preußischer Gesandter in der Nähe 
Sr. Majestät zu bleiben.“) 
*) Bismarck, „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. I S. 308. 
**) Durch die Blätter ging seiner Zeit eine Unterredung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.