Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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nach Jahresfrist nicht mehr am Leben wäre. Sie lächeln, 
Herr Pastor, aber Sie kennen meine Natur so wenig, wie den 
bevorstehenden Kampf auf diesem Posten mit dem Freisinn. 
Im grimmigen Zorn mit solchen undeutschen, kurzsichtigen 
Gegnern würde mir die Galle ins Blut schießen und ich wäre 
gar bald ein toter Mann.“ 
Dalton: „Ueber Leben und Tod entscheidet denn doch 
ein anderer als politische Gegner, und wären es die jämmer- 
lichsten, zornaufregendsten. Gott kann Ihrem Leben hier auf 
dem stillen Posten in wenigen Wochen ein Ende setzen; er kann 
Sie aus dem bevorstehenden Kampfe als Sieger hervorgehen 
lassen und Sie unserem Volke für zwanzig und dreißig Jahre 
zu einem Segen setzen.“ 
Bismarck: „Herr Pastor; ich danke Ihnen für das offene 
Wort. So will ich Ihnen auch bekennen, daß ich seit ein paar 
Tagen zu dem Entschlusse gelangt bin, dem Rufe Folge zu 
leisten, wenn der König ein drittes Mal mit der Aufforderung 
kommt.“ Der Ruf kam nach kurzer Zeit. 
Berlin, Frühjahr 1862. 
Unterredung mit dem Unterstaatssekretär 
von Gruner über die Politik Preußens ge- 
genüber Kurhessen.) 
Als im Frühjahr 1862 der Kurfürst von Hessen ein neues 
Wahlgesetz oktroyierte und dabei die Bestimmung traf, daß 
niemand zum Wählen zugelassen würde, der nicht vorher aus- 
drücklich zu Protokoll die neue Verfassung als allein rechts- 
gültig anerkannt habe, befahl der Regent von Preußen die 
beiden Armeekorps von Sachsen und Westphalen marschbereit 
zu machen, und sie an den Grenzen von Kurhessen zu konzen- 
*) Eruner, Rückblick auf mein Leben, „Deutsche Revue“, 
August-Heft 1901.
	        
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