Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 58 — 
bei der Erreichung eines besseren modus vivendi die Hand zu 
reichen. „Wie Preußen aus diesem circulus vitiosus heraus- 
kommen kann, erscheint mir unklar; bleibt aber alles beim 
alten, so könnten immerhin in Deutschland Wirren entstehen, 
welche auch für die Ruhe der übrigen Staaten bedenklich 
werden könnten. Frankreich kann sich mit jeder Neuregelung 
der Dinge in Deutschland befreunden, und es wird in der 
Beseitigung der bisherigen Mißstände und in der Schaffung 
einer neuen rationellen Organisation nur eine Bürgschaft für 
die gute Entwicklung der Beziehungen mit seinen Nachbar- 
ländern erblicken. Nur einem Eintritte Gesamt-Oesterreichs in 
den deutschen Bund müßte sich Frankreich widersetzen, weil da- 
durch eine Organisation von solcher Ausdehnung geschaffen 
werden würde, daß das politische Gleichgewicht Europas ge- 
stört erschiene. Für Frankreich strebe ich keine territorialen Er- 
weiterungen an. Ich hoffe, daß man mir wenigstens in 
Preußen solche ehrgeizige Pläne nicht zumutet, die sicher ein 
Wiederaufleben der alten Koalition zur Folge haben würden.“ 
Bismarck: „Ich freue mich diese Worte aus dem Munde 
Eurer Majestät zu hören. Frankreich erfüllt auch bei seinem 
gegenwärtigen Territorialbestande alle Bedingungen einer 
europäischen Großmacht und Eure Mazestät haben nicht nötig, 
durch weitergehende Aspirationen das friedliche Verhältnis 
zu Ihren Nachbarländern in Frage zu stellen.“ 
Paris, September 1862. 
Unterredung mit dem französischen Minister 
des Innern Herzog von Persigny, betreffend 
Maßregeln zur Beseitigung des in Preußen 
bestehenden Konflikts mit der Volks- 
vertretung.-) 
Während der Zeit, da Bismarck als preußischer Gesandter 
in Paris fungierte, besuchte er Persigny. Beide kannten sich 
— 
  
“) Memoires du Duc de bersigny, Paris 1896, S. 282
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.