Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Deutschland ist. Ich möchte die Ziele, für die ich arbeite, 
zu Lebzeiten erreichen. Die Zukunft in neue Bahnen zu 
leiten, vermag ich nicht.“) 
Am 26. Nov. 1870, Mittag hatte Odo Russel eine wieder- 
holte und wie es schien, entscheidende Konferenz mit Bismarck. Als 
er nach Hause kam, äußerte er auf die Frage eines Zeitungs- 
korrespondenten, wie denn die Sachen ständen: „All right, 
there will be no fighting!“ und Bismarck, der gleich nach 
der Konferenz zum Könige gegangen war und dann ein Tele- 
gramm nach Petersburg erpediert hatte, war zu seinem Be- 
amten in die Kanzlei gekommen und hatte zufrieden lächelnd 
bemerkt: „Man sagt immer, ich mache Krieg! Nun, dies- 
mal hoffe ich den Frieden gemacht zu haben !““ 
Versailles, Ende November 1870. 
Unterredung mit dem Großherzog von Olden- 
burg, betreffend den Vertragsabschluß mit 
Bayern.““ 
Bismarck: „Sehr erschwert wurden mir die Verhand- 
lungen mit den bayerischen Unterhändlern dadurch, daß Ben- 
*) Versailles, den 23. November 1870. Bismarck war abends 
nach der Unterzeichnung des Vertrages über den Beitritt Bayerns 
zum Deutschen Reiche so vergnügt, wie ihn der Feldpolizeidirektor 
Stieber (er kam zu ihm täglich um 12 Uhr zum Rapport) lange 
nicht gesehen hatte. Stiebers Denkwürdigkeiten. Nach den Feld- 
briefen Wilmowskis, 1870/71, S. 74, legte Bismarck auf den 
Kaisertitel besonderen Wert; er meinte, dies äußerliche Zeichen 
werde je länger desto mehr nach außen, wie nach innen, sich eine 
einigende Wirkung verschaffen. 
**) Louis Schneider „Aus dem Leben Kaiser Wilhelm“, 
Bd. III, Seite 107, Tagebuch des Kaiser Friedrich (3. Dez.): 
„Nach Tische Vortrag Bismarcks, der den Brief vorliest, welchen 
der König so zur Unzeit wie möglich findet, worauf Bismars 
bemerkt, die Kaiserfrage habe nichts mit den augenblicklichen 
Kämpfen zu tun.“ 
***) Hermann Onken Rud. v. Bennigsen, Bd. II, S. 183.
	        
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