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nigsen und Lasker in München erklärt haben, der Reichstag
werde alle billigen Wünsche Bayerns berücksichtigen; dadurch
ist es mir unmöglich geworden, den bayrischen Wünschen zu
widerstehen, der Rückhalt am Reichstag hat mir gefehlt.“
Und noch heftiger schalt er, unter scharfer Zerpflückung der
liberalen Konzessionen, bald darauf Bamberger gegenüber.
Versailles, (27) Dezember 1870.
Unterredung mit dem Chefredakteur Dr. Arthur
Lewysohn, betreffend dessen journalistische Tätig-
keit im Hauptauartier.“
*) Nach der „Wiener Wahrheit“ und der Schlesischen Ztg.,
Nr. 79 vom 17. Februar 1876 hätte die Unterredung folgenden
Verlauf gehabt:
Bismarck: „Also Sie sind Herr Dr. Lewysohn?“
Lewysohn: „Jawohl, Durchlaucht.“
Bismarck: „Wie lange sind Sie Journalist?“
Lewysohn: „Fünfzehn Jahre “
Bismarck: „Dann kann ich nur bedauern, daß Sie sich
in dieser Zeit keinen richtigen journalistischen Blick anzueignen
vermochten.“ Und ohne eine Entgegnung des verblüfften Publi-
zisten abzuwarten, entfaltete Bismarck die jüngste Nummer des
von Lewysohn redigierten, in Versailles erscheinenden Blattes.
Sein Finger wies auf einen chauvinistisch gefärbten Siegesbericht
über ein zwischen Deutschen und Franzosen stattgehabtes Treffen,
welcher dem im Hauptquartier eingelangten „Figaro“ entnommen
war. „Sie wollen in unserem Sinne wirken und verbreiten
solche Lügen unter die Bevölkerung?“
Lewysohn: „Durchlaucht belieben den Schlußpassus, den
redaktionellen Nachtrag zu übersehen“
Bismarck: „Ich übersehe nichts. Glauben Sie, daß die
Wirkung eines uns feindlich geschriebenen Artikels durch die Be-
merkung, daß dieser einem französischen Blatte entnommen, also
erlogen sei, abgeschwächt wird? Ich bedaure, daß Ihre lange
journalistische Laufbahn nicht bessere Früchte getragen. Indes