wenig Bedenken, da, wie der König sagte, sie nicht aus dem
Straßenschmutz entstiegen; doch werde er die Kokarde nur
neben der preußischen dulden, er verbat sich die Zumutung,
von einem kaiserlichen Heere zu hören, die Marine aber möge
kaiserlich genannt werden.
Als der Kronprinz auf die Hausgeschichte hinwies, wie die
Burggrafen zum Kurfürsten und dann zum König gestiegen
seien, wie auch Friedrich I. ein Scheinkönigtum geübt und
dasselbe doch so mächtig geworden sei, daß seinen Nachkommen
jetzt die Kaiserwürde zufalle, bemerkte der König: „Mein
Sohn ist mit ganzer Seele bei dem neuen Stand der Dinge,
während ich mir nicht ein Haar breit draus mache und nur
zu Preußen halte.“
Versailles, 18. Januar 1871.
Unterredung mit dem Großherzog von Baden,
betreffend die Bezeichnung des Kaisers nach Ver-
lesung der Proklamation.“"
Der Widerwillen, den der König am Tage zuvor gegen
die Bezeichnung „Deutscher Kaiser"“ bekundet hatte, veranlaßte
Bismarck, am Morgen vor der Feierlichkeit im Spiegelsaal
des Versailler Schlosses den Großherzog von Baden auf-
zusuchen, als den ersten der anwesenden Fürsten, der voraus-
sichtlich bei der Proklamation das Wort nehmen würde. „Wie
gedenken Sie den neuen Kaiser zu bezeichnen?“
Großherzog: „Als Kaiser von Deutschland, nach Befehl
Sr. Majestät.“
Bismarck: „Es geht unmöglich an, daß das abschließende
Hoch auf den Kaiser in dieser Form ausgebracht wird, da
der künftige Text der Reichsverfassung bereits durch einen
*) Bismarck „Gedanken und Erinnerungen“ Bd. II, S. 121.