Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

Stieber erbot sich, zwei seiner Zimmer abzutreten; Bismarck 
war damit einverstanden, nur sollte Favre nicht merken, daß 
er sich bei der Polizei befinde. Das Diner nahm Bismarck 
töäte à técte mit Favre ein. Als Stieber einen Blick in 
das Zimmer warf, sah er beide gemütlich auf dem Sopha 
sitzen, wie alte Freunde, die sich lange nicht gesehen. Um 
10 Uhr ließ Bismarck beim Kaiser anfragen, ob er noch so 
spät zu ihm kommen dürfe. Die Antwort lautete bejahend 
und so erschien Bismarck nach 11 Uhr beim Kaiser. Als er 
gegen Mitternacht die Treppe herunterkam, trat er noch einen 
Augenblick beim Flügeladjutanten, Grafen Lehndorff, ein, bei 
welchem mehrere Offiziere versammelt waren; sagte aber kein 
Wort, sondern pfiff nur die Melodie der „Halali-Jagdfanfare“ 
und ging dann wieder hinaus.) 
Versailles, 24. Januar 1871. 
Bismarck bringt in einer Konferenz beim Kaiser, der der 
Kronprinz, Moltke und Roon beiwohnen, vor, daß Favre 
Waffenstillstand schließen, die Forts ausliefern und die Waffen 
strecken wolle; Favre gesteht ein, daß in Paris Hunger herrscht 
und „qu'une sédition a éclaté“,, Trochu ist zurückgetreten und 
nur noch „président de la défense.““) 
  
  
*) L. Schneider: Aus dem Leben Kaiser Wilhelms, Bd. III, 
S. 160/161, und Stieber: Denkwürdigkeiten. 
**) Tagebuch des Kaisers Friedrich. Stieber schreibt in 
seinen Denkwürdigkeiten (24. Jan.): „Von meiner Spickgans 
hat Favre ein barbarisches Stück verschlungen. Er fragt mich: 
„Was ist das? Das kennt man nicht in Paris. So etwas Schönes 
habe ich noch nie gegessen.“ Ich sage ihm: „Gans fumé, damit 
füttern wir unsere garde mobile (Landwehr).“ Von dem Augen- 
blicke an, wo Jules Favre das Quartier der Feldpolizei bezog, 
war Stiebers Augenmerk darauf gerichtet, dessen Papiere in die 
Hand zu bekommen. Favre aber, sowie sein ihn begleitender
	        
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