Stieber erbot sich, zwei seiner Zimmer abzutreten; Bismarck
war damit einverstanden, nur sollte Favre nicht merken, daß
er sich bei der Polizei befinde. Das Diner nahm Bismarck
töäte à técte mit Favre ein. Als Stieber einen Blick in
das Zimmer warf, sah er beide gemütlich auf dem Sopha
sitzen, wie alte Freunde, die sich lange nicht gesehen. Um
10 Uhr ließ Bismarck beim Kaiser anfragen, ob er noch so
spät zu ihm kommen dürfe. Die Antwort lautete bejahend
und so erschien Bismarck nach 11 Uhr beim Kaiser. Als er
gegen Mitternacht die Treppe herunterkam, trat er noch einen
Augenblick beim Flügeladjutanten, Grafen Lehndorff, ein, bei
welchem mehrere Offiziere versammelt waren; sagte aber kein
Wort, sondern pfiff nur die Melodie der „Halali-Jagdfanfare“
und ging dann wieder hinaus.)
Versailles, 24. Januar 1871.
Bismarck bringt in einer Konferenz beim Kaiser, der der
Kronprinz, Moltke und Roon beiwohnen, vor, daß Favre
Waffenstillstand schließen, die Forts ausliefern und die Waffen
strecken wolle; Favre gesteht ein, daß in Paris Hunger herrscht
und „qu'une sédition a éclaté“,, Trochu ist zurückgetreten und
nur noch „président de la défense.““)
*) L. Schneider: Aus dem Leben Kaiser Wilhelms, Bd. III,
S. 160/161, und Stieber: Denkwürdigkeiten.
**) Tagebuch des Kaisers Friedrich. Stieber schreibt in
seinen Denkwürdigkeiten (24. Jan.): „Von meiner Spickgans
hat Favre ein barbarisches Stück verschlungen. Er fragt mich:
„Was ist das? Das kennt man nicht in Paris. So etwas Schönes
habe ich noch nie gegessen.“ Ich sage ihm: „Gans fumé, damit
füttern wir unsere garde mobile (Landwehr).“ Von dem Augen-
blicke an, wo Jules Favre das Quartier der Feldpolizei bezog,
war Stiebers Augenmerk darauf gerichtet, dessen Papiere in die
Hand zu bekommen. Favre aber, sowie sein ihn begleitender