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Versailles, 29. Januar 1871.
Unterredung mit dem Grafen D'Herisson, betref-
fend eine List desselben bei Unterzeichnung des
Waffenstillstandsvertrages zwischen Deutschland
und Frankreich.“
Bismarck: „Ich erwartete Sie. Ich hoffe, es ist alles be-
endet und Sie bringen mir den unterzeichneten Vertrag, wie es
verabredet war.“
D'Herisson: „Ich überbringe ihn in der Tat. Aber um
jeden Zeitverlust und neue nutzlose Fahrten zu vermeiden,
soll ich ihn erst abgeben, wenn Eure Erxcellenz eingewilligt
haben, einige kleine Aenderungen vorzunehmen. Sollten Eure
Exzellenz darauf nicht eingehen, so soll ich mich bis zur nächsten
Herkunft Herrn Jules Favre's zurückziehen.“
Bismarck: „Was gibt's denn noch? Es war doch alles
genau festgesetzt! Will Herr Jules Favre denn absolut seine
Hauptstadt aushungern und dann Europa glauben machen,
daß es unsere Schuld sei?“
D'Herisson: „Jules Favre hat seine Ansichten nicht ge-
ändert. Er mußte den Vertrag der Regierung vorlegen;
vorläufigen Privat-Unterhaltung und Orientierung.“ (Stiebers
Denkwürdigkeiten.) 27. Januar 1871. Bismarck beauftragt
Forckenbeck, den nach Versailles eingetroffenen Abgeordneten sein
lebhaftes Bedauern darüber auszusprechen, daß er dem an diesem
Tage stattgehabten Empfang der Deputation beim Kaiser nicht
habe beiwohnen können; die an diesem Tage fortwährend schweben-
den Verhandlungen über die Kapitulation von Paris und den
Waffenstillstand hätten es ihm unmöglich gemacht.
*) Nach dem Tagebuch des Grafen D'Herisson. Auf der
Fahrt von Paris nach Versailles kam D'’Herrisson auf den kühnen
Gedanken, auf eigene Faust noch einige, den Franzosen günstige
JZusätze, in den tags vorher zwischen Bismarck und Jules Favre
abgeschlossenen Waffenstillstands-Vertrag einzuschmuggeln.