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war längst vorüber, als Bismarck wieder eintrat. „Ich habe
mich sehr verspätet, aber das ist Moltke's Schuld. Ich hatte
den Kaiser schon zur Annahme der Bedingungen bestimmt.
Darüber ist der Feldmarschall gekommen und hat Se. Majestät
angefleht, fest zu bleiben. Der Kaiser mußte erst ganz aus-
drücklich seinen Willen betonen. Es ist also gewährt. Die
Kanonen werden nicht in die Gräben geworfen. Wir werden
die Zernierung nach dem Plan Nr. 1, dem französischen
Plan festsetzen, und was die Fahnen betrifft, so hat der Kaiser
darüber folgende Worte gesagt: „Lassen Sie den Abge-
sandten der französischen Regierung wissen, daß wir genug
Siegestrophäen und von den französischen Heeren erbeutete
Fahnen besitzen, so daß wir nicht nötig haben, dieselben noch
durch die der Pariser Armee zu vermehren.“
D'Herisson: „Darf ich, bevor ich mich verabschiede, noch
eine persönliche Bitte an Eure Exzellenz richten?“
Bismarck: „Sprechen Sie.“
D'Herisson: „Ich bin allein gekommen und fürchte nicht,
meinen Minister durch die Mitnahme einiger Lebensmittel zu
kompromittieren. Würden Sie mich autorisieren, den ersten
Proviant in Paris einzuführen und mir gestatten, in Ihrem
Garten zu warten, bis ich aus der Stadt Brot, Butter
und einiges Geflügel holen lasse?“
Bismarck: „Ich hätte daran denken können, Sie schon
mehrere Tage mit diesem Amt zu betrauen.“
Versailles, 30. Januar 1871.
Unterredung mit dem Polizeipräsidenten von
Paris, Cresson, betreffend die Ausführung des
Waffenstillstandsvertrages.“
Als sich Cresson von Bismarck verabschiedete, erinnerte
er letzteren daran, daß er nach Versailles wegen der Passier-
*) Die obenstehende Darstellung ist einer Erzählung Cressons
in der „Revue des deux Mondes“, Jahrg. 1881, S. 515, ent-