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Als die Betreffenden die Stadt wieder verlassen sollten, sei
ihnen der Durchzug durch die Linien der Belagerungsarmee
verschlossen worden.
Bismarck: „Ich habe davon sprechen hören, kann aber in
dieser Sache nichts für Sie tun. Ich bin nicht das deutsche
Heer, und das deutsche Heer gleicht in sehr vielen Beziehungen
allen anderen Armeen. Ein allgemeiner Befehl ist an die Chefs
der Armeekorps ergangen; diese geben ihn am folgenden Tage
an die Unterchefs, welche sie wieder am folgenden Tage an die
Hauptleute schicken, und das geht so fort. Daher kommt es,
daß die einfachste Ordre fataler Weise lange Tage Aufenthalt
erleidet. Ich, der Kanzler, kann Ihnen nur versprechen, die
Instruktionen nicht zu verzögern.“
Cresson wies auf die Notwendigkeit hin, im Interesse des
geplanten Friedens nicht durch vexatorische Maßnahmen eine
stolze und empfindliche Bevölkerung zu erregen.
Bismarck: „Beruhigen Sie sich, unsere Offiziere werden
neue Instruktionen erhalten; ich bin überzeugt, sie werden
sich nicht weiter anspruchsvoll und unnachgiebig zeigen.“
Cresson veranlaßte sodann den Kanzler zu einer Aeußerung
über die zahlreichen Kirchhöfe und die Einzelgräber in der Um—
gebung von Paris. Die Beerdigungen seien nach den Kämpfen
nur oberflächlich vorgenommen worden und sie könnten leicht
eine Epidemie hervorrufen, der man vorbeugen und deren
Ursachen man bekämpfen müsse.
Bismarck: „Für die Toten gnügt wenig Erde; wenn sie
mit Klee besät wird, ist sie für diesen Zweck ausreichend.“
Nachdem Cresson von den wiederholten Zusicherungen Bis-
marcks Akt genommen, blieb er schweigender Zuhörer bei den
weiteren Verhandlungen, die J. Favre mit Bismarck über
die Einzelnheiten der auf den Waffenstillstand bezüglichen
Urkunden pflog.