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Versailles, 24. Februar 1871.
Unterredung mit Thiers und Jules Favre über
den Friedensschluß.
Thiers und Jules Favre fanden Bismarck sehr leidend,
aber anscheinend ziemlich ruhig. Auf das Gebiet der terri-
torialen Abtretung zu sprechen kommend, berührten die fran-
zösischen Unterhändler zunächst Metz, das sie eine spezifisch
französische Stadt nannten.
Bismarck: „Ich halte es für sehr unpolitisch, Frank-
reich bis zur Verzweiflung zu bringen; ich habe mich dem
Vorschlage des Kriegsministers v. Roon, zwei Dritteil von
Lothringen zu nehmen, widersetzt; Frankreich wird nur einen
kleinen Teil davon verlieren, aber Metz werden Sie in keinem
Fall mehr zurückbekommen. In Deutschland wirft man mir
ohnedem vor, die Schlachten zu verlieren, die Moltke ge-
wonnen hat. Verlangen Sie von mir nicht das Unmögliche.“
Darauf ging man zur Finanzfrage über. Bismarck: „Ich
habe nach Berlin telegraphiert und ich habe die Antwort
bekommen, an der Summe festzuhalten, im Hinblick auf die
Witwen und Waisen, denen wir Pensionen zu bezahlen haben,
die Ernährung der Gefangenen und die Summen, welche die
süddeutschen Staaten zu erhalten haben. Indessen will ich
mich mit fünf Milliarden begnügen; darunter aber gibt es
kein Handeln mehr.“ Bismarck war in dieser Frage un-
beugsam. Das Bestreben von Thiers war fortan, in diese
Ziffer alle Geldrequisitionen einzubegreifen, welche die Deut-
schen bisher gemacht hatten.
und Thiers ausrief: „Lieber noch eine Milliarde mehr, wenn
wir nur Metz behalten“, soll Bismarck geantwortet haben: „Also
haben Sie doch noch eine Milliarde mehr zu Ihrer Disposition?
Das will ich mir merken. Denn bis jetzt wurde mir von allen
Seiten gesagt, Frankreich habe gar nicht Geld genug, um so
viele Milliarden zu bezahlen.“