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Versailles, 5. März 1871.
Unterredung mit Madame JFessé, betreffend den
Zustand des Hauses Nue de Provence Nr. 14.=
Madame Jessé drückte ihre Unzufriedenheit über den Zu-
stand aus, in dem die seit dem 5. Oktober 1870 bestehende
Einquartierung ihr Haus gelassen.
Bismarck: „Ich glaubte, Sie würden mir Komplimente
machen, Madame, was Sie mir sagen, sind aber Vorwürfe.“
Mad. Jessé: „Herr Graf, ich habe nicht beabsichtigt,
Ihnen Vorwürfe zu machen, ich habe dazu nicht das Recht.
Es geschah gegen meinen Willen, wenn ich merken ließ, wie
schwer mein Herz bedrückt ist.“
Bismarck: „Ihr Haus ist doch in guter Verfassung. Ueber-
zeugen Sie sich doch selbst durch einen Rundgang.“ In den
oberen Gemächern entspinnt sich ein artiges Gespräch über die
Photographie des Gemahls der Mad. Jessé. In der Biblio-
thek entdeckt Mad. Jessé Nägel in den Wandgemälden.
Bismarck: „Das ist mein Personal, das ist der Krieg.“
Mad. Jessé: „Wo ist die Bronzestatue, des Teufels
Reue darstellend?“
Bismarck (sie in den großen Salon führend und auf den
Kamin deutend): „Da ist sie. Thiers haßte sie. Wir haben
lange vor ihr beraten. Er mochte sie nicht sehen und wieder-
holte immer: Der Teufel! . Der infame Teufel! Der
Friede ist vor ihr unterzeichnet worden. Thiers konnte sie
nicht leiden. Ich möchte das Andenken gerne erwerben.“
Mad. Jessé: „Um keinen Preis ist das Stück für Sie
zu haben.“
*) J. Ungers Unterredungen mit Bismarck, Bd. II, S. 75,
Berliner Tageblatt, Nr. 160 vom 28. März 1895, Le Monde
Illustré, Nr. 2158 vom 6. August 1898, Dieuleveut Versailles
quartier Prußien, Paris, 1872, S. 144. Berliner Lokalanzeiger,
Nr. 254 vom 3. Juni 1894.
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