Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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wechselte der Ton merkwürdig; bald: „Das will ich“, „das 
werde ich“; dann kritische und fragliche Bemerkungen über 
Zustände, als ob er nie Entscheidungen zu treffen, nie zu re- 
gieren gehabt. Wie eine Stimme von unten herauf, mitten 
aus dem Volke klang, was er über Beamtenwesen und Be- 
amtenunwesen hinwarf; auch Schikanen und Bedrückungen von 
seiten der Beamten schilderte er — bei Branntweinbren- 
nereien, Dampfmaschinen, Wege= und Wasserbauten. Unter 
anderem fragte er, in welcher Weise die Kultussachen in 
England, Holland, Schweiz, verwaltet würden: „Spanien 
hat keinen Kultusminister,“ das entnahm er der neuen Minister- 
liste von Madrid, die er eben einsah: „Der Unterricht für 
sich allein hat einen Minister. Wozu ein Kultusminister? Die 
Rechte des Staats gegenüber den Kirchen und Religionsge- 
meinschaften wird der Justizminister wahrzunehmen haben.“ 
Endlich kam er in fesselnder Erzählung auf Erinnerungen ver- 
schiedener Art, zum Beispiel aus seiner Deichhauptmannszeit. 
Dann erhob er sich, wies auf den Vollmond hin und sprach von 
dem „baufälligen" Hause: umbauen könne man nur, wenn 
man da wohnhaft sei. — 
Varzin, 28. Juli 1871. 
Unterredung mit Aegidi, betreffend landwirtschaft- 
liche Naturbeobachtungen, Erinnerungen an Ver- 
sailles.“ 
Auf einer gemeinsamen Spazierfahrt war Bismarck äußerst 
gesprächig. Wer ihn nicht kannte, konnte meinen, er sei Land— 
wirt, Forstmann, Jäger. Seine Freude an neuen Schonungen, 
an den durch Berieselung gewonnenen Wiesen, sein Unwille 
*) Nach Aegidis Darstellung in der oben Seite 124 Note 
zitierten Quelle.
	        
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