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wechselte der Ton merkwürdig; bald: „Das will ich“, „das
werde ich“; dann kritische und fragliche Bemerkungen über
Zustände, als ob er nie Entscheidungen zu treffen, nie zu re-
gieren gehabt. Wie eine Stimme von unten herauf, mitten
aus dem Volke klang, was er über Beamtenwesen und Be-
amtenunwesen hinwarf; auch Schikanen und Bedrückungen von
seiten der Beamten schilderte er — bei Branntweinbren-
nereien, Dampfmaschinen, Wege= und Wasserbauten. Unter
anderem fragte er, in welcher Weise die Kultussachen in
England, Holland, Schweiz, verwaltet würden: „Spanien
hat keinen Kultusminister,“ das entnahm er der neuen Minister-
liste von Madrid, die er eben einsah: „Der Unterricht für
sich allein hat einen Minister. Wozu ein Kultusminister? Die
Rechte des Staats gegenüber den Kirchen und Religionsge-
meinschaften wird der Justizminister wahrzunehmen haben.“
Endlich kam er in fesselnder Erzählung auf Erinnerungen ver-
schiedener Art, zum Beispiel aus seiner Deichhauptmannszeit.
Dann erhob er sich, wies auf den Vollmond hin und sprach von
dem „baufälligen" Hause: umbauen könne man nur, wenn
man da wohnhaft sei. —
Varzin, 28. Juli 1871.
Unterredung mit Aegidi, betreffend landwirtschaft-
liche Naturbeobachtungen, Erinnerungen an Ver-
sailles.“
Auf einer gemeinsamen Spazierfahrt war Bismarck äußerst
gesprächig. Wer ihn nicht kannte, konnte meinen, er sei Land—
wirt, Forstmann, Jäger. Seine Freude an neuen Schonungen,
an den durch Berieselung gewonnenen Wiesen, sein Unwille
*) Nach Aegidis Darstellung in der oben Seite 124 Note
zitierten Quelle.