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Wir haben auch den Frieden unterzeichnet, und trotz der An—
schuldigungen, die ich soeben hörte, treiben wir die Politik
des Friedens. Wir kommen unseren Verpflichtungen nach,
ja wir zahlen sogar noch vor den Verfalltagen. Wir bitten
Sie nur um eins, nämlich der Besetzung unseres Landes so-
bald wie möglich ein Ende zu machen. Das wünscht man
in Deutschland ebenso wie in Frankreich; Ihr Heer erwartet
mit Ungeduld die Rückkehr zum heimischen Herd. Solange
dies nicht geschieht, hat der Friede den Anschein eines Waffen-
stillstandes. Sie haben schon sehr viele Verwundete gesehen;
Sie wissen, was die Wunde reizt, das ist die Gegenwart des
Fremdkörpers in der Wunde. Wir haben nichts gegen Sie
als Deutsche; die beiden Völker sind nicht dazu bestimmt, sich
gegenseitig zu morden. Es sind zwei starke Rassen, zwar mit
verschiedenen Anlagen, aber die doch nebeneinander in gutem
Einvernehmen leben sollten, wenn das Geschick sie nicht auf-
einander geworfen hätte. Die Pflicht der Regierungen ist,
sie zu beruhigen; wir tun dies. Eigentlich können Sie von
uns nicht mehr verlangen. Sie haben uns Friedensbeding-
ungen auferlegt, die von außerordentlicher Härte sind und
auch so von ganz Europa beurteilt werden. Wir können
doch nicht vor den Augen der ganzen Welt darüber uns
befriedigt zeigen. Was Sie von uns verlangen können, ist
das, was wir sind: geduldig, gefaßt und pünktlich in unseren
Zahlungen. Was die Kritik anbetrifft, die Eure Exzellenz
an der Sprache des Herrn Thiers üben, daß sie niemals
zuversichtlich sei bezüglich der Aufrechterhaltung des Frie-
dens, so mögen Sie seine letzte Rede nachlesen, um vom
Gegenteil überzeugt zu sein. Und bezüglich des schlechten
Tones der französischen Presse darf ich Sie wohl auf den Ton
der deutschen Presse hinweisen und Sie an das Wort Ma-
zarins erinnern, als man ihn um strenge Maßregeln gegen
die Volksdichter ersuchte, die eigentlich die Journalisten der