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Dürkheim: „Gewiß“.
Bismarck: „Das ist alles, was wir brauchen, um uns
gegenseitig zu verständigen. Elsaß-Lothringen wird in jeder
Hinsicht den andern deutschen Staaten gleichgestellt werden.
und ich hoffe, daß es einer tätigen und weisen Verwaltung
gelingen wird, in nicht zu ferner Zeit die Schmerzen des
Krieges und der Umwandlung vergessen zu machen.“ —
Auf die Frage des Grafen Dürkheim, welche Form Bis-
marck der künftigen Regierung der Reichslande zu geben ge-
denke, erwiderte er: „Sie werden ein Vaterland bekommen,
das dem ganzen Reich und niemand anderem angehören kann.
Das Reich überträgt jedoch durch den Bundesrat dem Kaiser
die landesherrlichen Rechte. Ihr Souverain ist Kaiser Wil-
helm, wie er der Herrscher über das ganze Reich ist.“ —
Dürckheim: „Man hat von einem deutschen Fürsten ge-
sprochen, der die Regentschaft in Elsaß-Lothringen übernehmen
würde.“
Bismarck: „Das leide ich nicht; die hohen Herrschaften
taugen für solche Arbeit nicht, wir bedürfen im Elsaß nur
Arbeiter, keine Fürsten und Hofchargen; ilny aurait du reste
chez vous ni agréments ni distractions pour un prince et,
vous le Savez, les princes aiment à Samuser.
Bleibt noch die Frage der Kriegsentschädigung zu regeln.
In dieser Beziehung verspreche ich Ihnen: jeder elsässische
Ziegel auf den beschädigten Dächern und jeder gebrochene
Knochen ist dem deutschen Ziegel und dem deutschen Knochen
vollkommen gleich.“
Ehe der Kanzler die Unterredung abbrach, reichte er dem
Grafen Dürckheim einen Brief, den er soeben von Kaiser Na-
poleon erhalten hatte, worin dieser für alle ihm während seiner
Gefangenschaft erwiesenen Rücksichten verbindlichst dankte.
Während Dürckheim das Blatt durchflog, sagte Bismarck:
„Man war grenzenlos undankbar gegen den Mann in Frank-
reich!“