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Klagen über die Intriguen, welche mehrere seiner Kollegen im
Ministeramt, angestiftet von der Kaiserin Augusta, gegen
ihn spännen. Ueber die Kaiserin und die Minister sprach
Bismarck viel bitterer als über die Franzosen und den Papst,
deren Verhalten er gleichfalls geißelte. Im übrigen bezeichnete
der Kanzler die Dreikaiser-Zusammenkunft als ein Unterpfand
des Friedens, es sei sein Entschluß, daß sie es sein solle.)
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Varzin, zirka 3. November 1872.
Unterredung mit dem Mitglied des Herrenhauses
v. Below-Saleske über die Kreisordnung.“
Biesmarck: „Ich wundere mich, daß das Herrenhaus
so viel Reales an Rechten aufgegeben hat. Es ist sein
Recht gewesen, seine Forderungen zu stellen, es hat sich aber
ins Unrecht gestellt durch die unkluge feindliche Verwerfung
der eigenen Amendements. Das ist wieder dieselbe fanatische
junkerhafte unüberlegte Opposition des Schulgesetzes. Dort
die Minorität, heute die Moajorität, die einzelnen Führern
folgt.“
*) Nach dem Werke des Vicomte de Gontaut-Biron
Mon Ambassade en Allemagne, S. 168, bemerkte Bismarck
am 9. September 1872 nach einem Diner im Kgl. Schlosse dem
Botschafter Russel gegenüber: „Ich habe hier drei Kaiser ver-
einigen wollen und sie wie drei Statuen posieren lassen, die
drei Grazien, um sie so aller Welt zu zeigen. Andrassy ist char-
mant und höchst einsichtsvoll. Was den alten Gimpel Gort-
schakow ambelangt, so geht er mir auf die Nerven mit seiner weißen
Krawatte und seinem Geistreich-Sein-Wollen. Er hat sehr weißes
Papier mitgebracht, sehr schwarze Tinte und eine Masse Schreiber
und er wollte schreiben. Ich aber stellte mich taub. Darauf
verduftete er.“
"“) Kleist Retzow. Ein Lebensbild pon Dr. Hermann v.
Petersdorff, S. 447.
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