Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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und ich würde deshalb nicht einen Schutzmann in Bewegung 
setzen. — Es würde mir allerdings nicht gleichgültig sein, wenn 
das gedruckt würde und auf den Markt käme, was ich über 
den König und andere hohe Personen nach meiner Art gesagt 
habe in Aufregung und Verdruß — sehr berechtigtem Verdruß 
— wenn das bekannt würde. Aber er weiß, daß ich viel 
Schlimmeres schon über ihn geäußert habe. Ich stehe übrigens 
mit ihm jetzt, wo ich den Ministerpräsidenten ausgezogen habe, 
viel besser als früher, wo ich ihn noch anhatte. Er denkt, jetzt 
kann ich ihm nicht mehr in den Weg treten und ihn micht mehr 
in seinem Willen hindern, wenn er unpraktische Dinge vorhat, 
oder wenn er auf Notwendiges aus Vorurteil nicht eingehen 
will. Aber mein Einfluß auf die andern Minister ist nur 
größer geworden durch die Veränderung. Ich habe niemals 
so viel Einfluß auf sie gehabt, wie jetzt, und kann seitdem viel- 
mehr alles durchsetzen. Aber freilich geht es mit meiner Ge- 
sundheit nicht gut. Ich bin voriges Jahr fast sechs Monate weg 
gewesen, und es hat nichts geholfen. Es ist nicht mehr wie 
früher — nur noch die Ziska-Trommel — wissen Sie, nur 
die Haut noch.“ 
Von dem Geh. Leg.-Rat Abeken bemerkte Bismarck im 
weiteren Verlaufe der Unterhaltung: „Er fühlte sich nur wohl 
in der Hofluft und drüben bei Radziwills — und wenn er seine 
Neffen bei sich hatte — „meine Neffen, die Grafen Dork“ — 
da war er ganz außer sich. Aber er war doch gut zu gebrauchen 
— mit seiner Routine. Er hatte einen solchen Phrasensack, 
den brauchte er bloß zu schütteln, wenn ich was von ihm haben 
wollte, und da machte er mir einen ganzen Haufen.“ 
Bismarck willigte schließlich noch ein, die Korrekturbogen 
des von Busch geplanten Kriegstagebuches durchzusehen, vor- 
ausgesetzt, daß seine Mitarbeiterschaft, denn das wäre es doch, 
verschwiegen bleibe.') 
*) Unverbürgt ist eine Bismarck in den Mund gelegte private 
Aeußerung Bismarcks aus dem März 1873 zu dem Reichsbeamten-
	        
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