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Gontaut: „Wir legen auf die Sache selbst keinen über-
triebenen Wert und wir hätten das, was Eure Durchlaucht von
uns verlangen, bereitwillig eingeräumt, wenn nicht der eng-
lische und der türkische Botschafter in Paris ihre früheren ge-
schäftlichen Beziehungen zu der französischen Regierung fort-
gesetzt hätten, indem sie die Notifikation, welche die französischen
Botschafter in London und in Konstantinopel zu machen be-
auftragt waren, als ausreichend angesehen hätten.“
Bismarck: „Sie haben einen Fehler begangen, sowohl
in Bezug auf das Völkerrecht, als auch die europäische Ord-
nung; denn wenn man die Präsidentschaft des Marschalls
Mac-Mahon einfach als die Fortsetzung des republikanischen
Systems ansehen, und von ihm keine neuen Beglaubigungs-
schreiben verlangen wollte, so würden, wenn aus der nächsten
Wahl der Assemblée Männer wie Ranc oder Gambetta heraus-
kämen, die Mächte durch den Akt der früheren Anerkennung
gebunden und gezwungen sein, einen Vertreter des radikalen
Präsidenten der Republik, welcher nach allen Formen legal
gewählt ist, entweder anzunehmen, oder ihre diplomatischen
Beziehungen mit Frankreich zu brechen, was ein außerordent-
lich bedenkliches Ereignis wäre.“
Da der Botschafter dem Auftrage des Herzogs von
Broglie gemäß, die Diskussion nicht auf die Prinzipienfrage
und das Terrain der französischen inneren Angelegenheiten
gelangen lassen wollte, so konnte sich die Unterhaltung, die
vielleicht schon zu lange gedauert hatte, nicht fortsetzen. Bis-
marck hatte zu wiederholten Malen gesagt, er erkenne Frank-
reich das Recht an, die Form der Notifikation zu wählen,
die ihm gut scheine. Er drängte also nicht weiter und sagte
mit ernster Miene: „Salvavi animam meam! JIch glaube,
Ihnen einen nützlichen Rat gegeben zu haben, aber machen Sie,
was Sie wollen. (Nach einer kurzen Pause). Unser Botschafter
Graf Arnim verlangt einen Urlaub mit Rücksicht auf seine
Gesundheit. Ich bewilligte ihm denselben.“