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Kulturkampfgesetzen und den Grafen Harry
Arnim.“
Bismarck: „Wie überall auf der Erde sucht heutzutag
auch in Frankreich die klerikale Partei die Herrschaft über die
Regierung zu gewinnen. In Deutschland stehen wir mit der
römisch-katholischen Kirche augenscheinlich auf Kriegsfuß. Der
Papst, berauscht durch das Dogma der Unfehlbarkeit, be-
kämpft die staatlichen Rechte mit der größten Entschiedenheit.
Wir stehen vor gewaltigen Gegensätzen, welche das Gewissen
meines Königs, der in allen Fragen des Glaubens und der
Religion so empfindlich ist, beunruhigen. Wir können die
deutschen Katholiken nicht unter dem Drucke einer fremden
Macht lassen, und wir dürfen nicht gestatten, daß ihr Wider-
spruch gegen das Gesetz von außen geschürt wird. In unserer
inneren Politik ist dies jetzt eine Kardinalfrage. Die An-
griffe der belgischen, englischen, österreichischen und sonstigen
fremden Bischöfe, welche ihre Weisungen aus Rom empfangen,
können uns gleichgültig sein, und würden uns nicht zu Schritten
veranlassen. Dieselben Angriffe aber, die aus Frankreich
kommen, haben dagegen eine besondere Bedeutung, weil sie
kaum erloschene Gefühle wieder beleben, und weil sie einen
Widerstand begünstigen, den wir keinesfalls dulden können.
So las ich kürzlich in einem bayerischen Blatte, man warte
nur auf die Erhebung der klerikalen Partei in Frankreich,
um auch in Bayern die katholische Opposition zu kräftigen
und zu organisieren. Die französischen Bischöfe erhalten ihre
Weisungen von Rom, um unsere Untertanen in Aufruhr zu
versetzen und da in Frankreich nichts dagegen geschieht, so
gehen von dort unausgesetzt Angriffe gegen die kaiserliche
Politik in Deutschland aus, wodurch sich dieselbe gefährdet
Dernières Années de PAmbassade on Allemagne
de Mr. de Gontaut-Biron. Paris 1907.