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Verbleibens im preußischen Ministerium, die Ent-
stehung der Maigesetze, Verhältnis zur konserva-
tiven und liberalen Partei.“
Bismarck begann das Gespräch mit einem lebhaften und
herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme, die sein Sohn,
Graf Herbert Bismarck, der damals als Legationssekretär
bei der preußischen Gesandschaft in Dresden angestellt war,
dort gefunden habe. „Ich habe Herrn von Eichmann"") und
auch schon dessen Vorgänger instruiert, daß er in Konstantinopel
eigentlich nur Handelsinteressen zu vertreten und sich mehr
nur als eine Art Generalkonsul zu betrachten, einer jeden
Einmischung in die Differenzen und Intriguen der übrigen
Großmächte daselbst sich aber gänzlich zu enthalten habe.
Herr von Eichmann hat dies aber nicht festgehalten; deshalb
kann ich ihn nicht für den geeigneten Mann in Konstantinopel
ansehen und werde ihn daher versetzen müssen. “
Auf die Frage Friesens über die Veranlassung seiner
gegenwärtigen Krankheit, bemerkte Bismarck: „Ich kenne jetzt
die Ursache meines öfteren Krankseins genau, es ist lediglich
der Aerger, der mich krank macht und zwar nicht der über meine
Feinde und politischen Gegner, mit denen werde ich schon
fertig werden, sondern der Aerger über die Leute, die in
ihrem eigenen Interesse und zum Besten des Landes mich
unterstützen und mir helfen sollten, statt dessen aber mir
überall schaden und mich gänzlich im Stiche lassen. Im Reiche
geht es ganz gut, hier werde ich gut und aufrichtig unter-
stützt von allen Regierungen; hier kann ich die Geschäfte über-
sehen und nach meinen eigenen Ueberzeugungen unbehindert
leiten. Die Ursachen meines ewigen Aergers und damit
*) Friesen, Erinnerungen aus meinem Leben. Zd. III.
S. 281 ff.
"*.) Früher preußischer Gesandter in Dresden, jetzt in Kon-
stantinopel.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band II. 14