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sterium auseinander gefallen sein und das würde ich für ein
Unglück gehalten haben, denn unter den jetzigen Umständen
würde es sehr schwierig sein, ein neues Ministerium in Preußen
zustande zu bringen, auch ist das jetzige gerade für die bestehenden
Verhältnisse ganz gut geeignet. Indem nun das gesamte
Ministerium mich damals gebeten hat, das Präsidium wieder
zu übernehmen, hat es mir dabei schriftlich noch erklärt:
Das Ministerium verlange gar nicht und wolle mir gar nicht
zumuten, daß ich mich an den Geschäften persönlich oder
sonstwie beteiligen solle, es wünsche nur meinen Namen an
der Spitze zu haben, da es ihm außerdem an der nötigen
Autorität fehlen würde. Denken Sie sich nur, das mußte ich
mir gefallen lassen! so behandelte man mich! man sagte
mir ganz offen, mich selbst wolle man gar nicht haben, auf
mich selbst, auf meine Mitwirkung, auf meine Teilnahme an
den Geschäften komme dem Ministerium gar nichts an, nur
mit meinem Namen wolle es sich schmücken und mit dem-
selben auch das decken, was andre tun! Das glaubte man
mir bieten zu können! Aber was wollte ich machen? Aus
Patriotismus mußte ich auch das einstecken und mir gefallen
lassen! Nur um den völligen Zerfall des Ministeriums zu
verhindern, mußte ich ein solches Schein-Präsidium übernehmen!
Jetzt bedaure ich aber doch, daß ich es getan habe, denn jetzt
macht man mich auch verantwortlich für alles, was in den letzten
zwei Jahren in Preußen geschehen ist und doch bin ich ganz
unschuldig daran, ja zum größten Teile damit gar nicht ein-
verstanden! Da ist z. B. der Kampf gegen die katholische
Kirche! mit dem bin ich gar nicht einverstanden, er ist ganz
gegen meine Absicht entstanden! Ich wollte die Zentrums-
formation als politische Partei bekämpfen, weiter nichts! wenn
man sich darauf beschränkt hätte, so wäre es auch gewiß
von Erfolg gewesen. Daran, daß man weiter gegangen ist
und die ganze katholische Bevölkerung aufgeregt hat, bin
ich ganz unschuldig. Auch mit der Einführung der Ziovilehe
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