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Varzin, 23. Oktober 1874.
Unterredung mit dem Botschafter in Paris, dem
Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, betreffend die
Anerkennung Serranos, Bismarcks Verhältnis zum
Kaiser, die Kaiserin Augusta, Graf Harry
Arnim.“
Hohenlohe: „Der Kaiser hat sich mir gegenüber bei Ge—
legenheit eines am 30. August stattgefundenen Empfanges
über Sie beklagt, weil Sie gleich mit Ihrem Rücktritt drohten,
um Ihren Willen durchzusetzen, und daß das nicht so fort-
gehen könne. Speziell war die Rede von der deutscher Seits
betriebenen Anerkemmung des Herzogs Serranos.“)
Bismarck erzählte hierauf Hohenlohe die Phasen dieser An-
erkennungsfrage und beantwortete die weitere Frage Hohen-
lohes, wie der Kanzler augenblicklich mit dem Kaiser stehe,
mit den Worten: „Ganz gut, es geht jetzt alles ganz glatt
zwischen uns.“
Das Gespräch kam dann auf die Kaiserin Augusta und
Bismarck erzählte: „Im April 1848 sagte mir Vincke,“") der
vereinigte Landtag wolle und müsse darauf antragen, daß
der König abdanke, der Prinz von Preußen auch und daß die
Prinzessin von Preußen Regentin an Stelle ihres Sohnes
werde. Ich widersprach und sagte, daß das Volk diese Mani-
pulation nicht verstehen würde. Als Vincke insistierte, sagte
ich: Wenn Sie morgen den Antrag einbringen, so gebe ich
Ihnen mein Ehrenwort, daß ich den Antrag stellen werde,
Sie als Hochverräter zu arretieren. Darauf Vincke: Ja,
*) Denkwürdigbeiten des Fürsten Hohenlohe, Bd. II,
S. 135.
*.) Derselbe hatte im Januar 1874 durch einen Staatsstreich
die Regierung ergriffen.
*Ernst Georg Frhr. v. Vincke, ausgezeichneter Redner
und Politiker.