Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 221 — 
telegraphiert, daß, der Kaiser diesen Schlußsatz als eine Droh- 
ung ansieht, das ist nicht der Fall, man darf aber die Ver- 
sicherung, daß man keinen Krieg führen will, nicht in eine 
Form kleiden, die Furcht verrät. Will der Kaiser das ab- 
schwächen, so kann ich nicht danebenstehen und eine Wendung 
gutheißen, die meinen Ansichten nicht entspricht. In diesem 
Falle werde ich die Sache nicht ernst nehmen, aber irgendein 
Unwohlsein vorschützen und erst einige Tage später nach Berlin 
kommen. Bülow soll dem Kaiser sagen, daß meine Autoren- 
eitelkeit zu groß ist, um diese Korrektur auf eigene Rechnung 
zu nehmen.“ 
Berlin, 16. Dezember 1874. 
Unterredung mit dem Präsidenten des Abgeord- 
netenhauses Bennigsen, betreffend Bismarcks 
Amtsmüdigkeit.“ 
Bismarck: „Nach der Art, wie der Fall Majunke im 
Reichstag behandelt worden ist,.““) blieb mir nichts anderes 
übrig, als die Frage wegen der weiteren Führung der Reichs- 
regierung der Entscheidung des Kaisers anheimstellen. Ich 
kann den Aerger am Hofe und mit einer unsicheren Reichs- 
*) Hermann Onken, Rud. v. Bennigsen, Bd. II, S. 274. 
Bennigsen will den Kanzler niemals so aufgeregt gesehen haben, 
als an diesem Tage. 
**) Am 11. Dezember 1874 wurde der Reichstagsabgeordnete 
Kaplan Majunke, der Redakteur der „Germania“, während der 
Reichstagssession verhaftet, um eine Strafhaft abzubüßen. Gegen 
diesen Eingriff nahm der Reichstag einen Antrag des Freiherrn 
von Hoverbeck an, der durch eine Deklaration oder Abänderung 
der Verfassung die Möglichkeit ausgeschlossen wissen wollte, daß 
ein Abgeordneter während der Dauer der Sitzungsperiode ohne 
Genehmigung des Reichstages verhaftet werden konne. Hermann 
Onken, d#. a. O., S. 275. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.