Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Politik ganz unzuverlässig ist. Eine Verständigung mit Rom 
auf der mir von Ihnen angedeuteten Basis ist mir will- 
kommen. Ueber die weltliche Herrschaft des Papstes können 
Sie mit dem französischen Minister der Auswärtigen An- 
gelegenheiten sprechen. Warum ich gegen ein ultramontanes 
Ministerium in Bayern bin? — Weil ich ein Einschreiten 
gegen Bayern für nötig halte, wenn die Autorität des Reiches 
gefährdet würde und weil eine solche Eventualität zu ver- 
meiden ist.“., 
Berlin, 10. April 1875. 
Unterredung mit dem Abgeordneten v. Ben- 
nigsen, betreffend den Erlaß neuer Kirchen- 
gesetze.“ « 
Bismarck: „Ich habe Sie sprechen wollen, weil jetzt end- 
lich mit den Ultramontanen Ernst gemacht werden soll, und 
weil ich Ihnen über die nächsten Gesetze, die dem Abgeord- 
netenhause vorgelegt werden sollen, etwas verraten will. Bei 
Tisch war das nicht möglich, weil ich meine hübsche Nach- 
barin, die Gräfin Karoly“") doch auch unterhalten musßte. 
Der Kaiser hat das Ihnen noch heute zugehende Gesetz, be- 
tressend die Aufhebung der Art. 15, 16 und 18 der Ver- 
fassungsurkunde vom 31. Jan. 1850 gestern endlich unterzeichnet, 
gereizt durch die unsinnige und unverschämte Erklärung sämt- 
licher preußischer Bischöfe aus Fulda, welche gestern im 
„Staatsanzeiger"“ veröffentlicht wurde.““) Den Entwurf wegen 
*) Herm. Onken Rud. v. Bennigsen, Bd. II, S. 280. 
»*) Die Gemahlin des österr.= ungarischen Botschafters in 
Berlin. 
* ) Gemeint ist wohl die am 9. April 1875 veröffentlichte 
Antwort des preußischen Staatsministeriums im Auftrage des 
Königs auf die Immediatsvorstellung der Fuldaer Bischofsver- 
sammlung.
	        
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