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Aufhebung sämtlicher Klöster und Orden, männlicher wie
weiblicher, mit alleiniger Ausnahmebefugnis für die Regierung,
die Barmherzigen Schwestern und ähnliche Krankenorden auf
Widerruf fortbestehen zu lassen, zu unterzeichnen, macht der
Kaiser noch Schwierigkeiten, hinter denen die Kaiserin wieder
steckt.“*)
Bennigsen forderte Bismarck wiederholt dringend auf,
endlich Eulenburg zu zwingen, alle die unfähigen oder geradezu
klerikal gesinnten höheren Beamten, Präsidenten, Regierungs-
räte und Landräte am Rhein und in Westfalen zu beseitigen
oder doch in protestantische Gegenden zu versetzen.
Bismarck: „Ich bin mit Ihnen einverstanden und Sie
können wersichert sein, daß in diesem Sinne vorgegangen werden
wird.“
Berlin, 24. April 1875.
Unterredung mit dem Landtagsabg. Landrat von
Tiedemam, betreffend den Minister Falk, Damen-
regiment, Charakterisierung der Beamten in der
Rheinprovinz.“
Bismarck: „Falk ist schneidig beim Entwerfen von Ge-
setzen, wenn es sich aber um Maßregeln handelt, dann bricht
der gefühlvolle Schlesier bei ihm durch ... In letzter In-
stanz regieren bei uns die Damen und gegen Schürzen beißt
Eulenburg nun einmal nicht: das ist das Geheimnis unserer
inneren Politik.“ Ebenso scharfe, wie treffende Charakteri-
sierung der höchsten Beamten in der Rheinprovinz, die der
Reihe nach durchgenommen wurden .. „Das Klima be-
kommt dort den Herren zu gut, sie fühlen keine Neigung sich
*:) Wenige Tage darauf erteilte der Kaiser telegraphisch
seine Genehmigung auch zu dem Klostergesetz.
“ TTeiedemann, a. a. O., S. 27—28.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band II. 15