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Varzin, 11. September 1875.
Unterredung mit dem Präsidenten des Reichs-
Eisenbahnamtes, Maybach, betreffend die Eisen-
bahnfrage.
Bismarck: „Ich habe Sie gebeten, zu mir zu kommen, da
ich mit Achenbach (Handelsminister) in dem, was mir in der
Eisenbahnfrage vorschwebt, durchaus nicht von der Stelle
komme. Was wir brauchen, das ist erstens als provisorische
Aushilfsmaßregel ein Gesetz, das in Ergänzung jenes vom
27. Juni 1873 die Befugnisse und Geschäftsverhältnisse des
Ihnen unterstellten Amtes näher regelt, und die fakultative
Uebernahme der Staats-Aufsicht vorsieht. Behalten Sie das
Reichs-Eisenbahn-Gesetz unausgesetzt im Auge; es ist das wirk-
samste Mittel, um das Eisenbahnwesen im nationalen Sinne
zu ordnen. Außerdem wünsche ich, daß mein Hauptplan, die
deutschen Eisenbahnen für das Reich zu erwerben — wohlover-
standen ohne Bayern — näher erwogen und erörtert werde.“")
*) Als Bismarck mit dem Gedanken umging, das Eisen-
bahnwesen den Einzelstaaten abzunehmen, und in das Macht-
gebiet des Reiches zu verlegen, (erste Anregung am 11. Sep-
tember 1875) lud Bismarck den Abgeordneten Bamberger zu
einer Besprechung dieses Projektes unter vier Augen ein. Dabei
fiel Bamberger auf, wie nach Bismarcks eigener Darstellung der
erste Anlaß zu dem ganzen Gedanken unter anderem davon her-
rührte, daß er eines Tages wegen Verspätung eine halbe Stunde
im Bahnhof auf einen Zug hatte warten müssen. Man kann ge-
wiß nicht sagen, daß er das Reichseisenbahnsystem nur gewollt
habe, um sich für die Zukunft ähnliche Unbequemlichkeiten zu
ersparen. Und doch hatten' die beiden Dinge eine psychologische
Verbindung unter einander. Bamberger in der „Nation“ 1898
Nr. 3.