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Berlin, 23. November 1875.
Unterredung mit dem Abg. v. Bennigsen, be-
treffend Parteifragen.“
Bismarck äußerte sich im Reichstag Bennigsen gegenüber
über seine Gesundheit und beruhigte ihn, er wolle keinen Kon-
flikt mit den Nationalliberalen anfangen, wie konservative
und ultramontane Blätter im eigenen Interesse in Aussicht
stellten. „Ebensowenig will ich einen faulen Frieden mit den
Ultramontanen abschließen“. Letztere waren sehr gedrückt, sie
hatten sogar durch einen Dritten schon in Varzin mit Bismarck
wegen eines Auggleichs anzuknüpfen gesucht.
Berlin, 2. Dezember 1875.
Unterredung mit dem bayerischen Minister von
Pfretzschner, dem sächsischen Minister Frh. von
Friesen und dem württembergischen Minister
v. Mittnacht über den diplomatischen Ausschuß
im Bundesrate.“
Biomarck sprach zunächst von einem schweren Aerger, den
er gehabt, weil bei der Abreise Gortschakows kein geheiztes
Saloncoupe bereitgestellt gewesen sei. Der Beamte des Han-
delsministeriums habe noch auf eine Anzeige gewartet. „Keine
Initiative! Geschäfte behandelt wie Treibholz. Derzjenige,
bei dem es angeschwemmt kommt, stoßt es weiter. (Zu dem
Minister Pfretzschner) Nun, mas wollen Sie mit Ihrem Aus-
schuß machen?“
Pfretzschner: „Wie kommen Durchlaucht dazu, von meinem
Ausschuß zu reden.“
*) Hermann Onken Rud v. Bennigsen, Bd. II, S. 286.
*) Mittnacht. Erinnerungen an Bismarck, S. 38 f.