Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 257 — 
fahrungen denke ich übrigens nicht daran, ihm neue Steuer— 
vorlagen zu unterbreiten; vielmehr überlasse ich es den durch 
die Höhe der Matrikularbeiträge gereizten Regierungen, ihrer- 
seits Vorschläge über eine anderweitige Befriedigung des Be- 
dürfnisses zu machen.“ 
Varzin, 29. September 1876. 
Unterredung mit dem Botschafter Fürsten Hohen- 
lohe-Schillingsfürst, betreffend die orientalische 
Frage, die Beschickung der Pariser Ausstellung 
durch Deutschland, den Nachfolger des Botschafters 
Gontaut-Biron.“ 
Anknüpfend an den Konflikt Rußlands mit der Türkei be- 
merkte Bismarck: „Wenn Rußland mit England in Konflikt ge- 
rät, so ist das für uns kein Nachteil. Sie können sich gegenseitig 
wenig Schaden zufügen und wir können den Kampf ruhig mit 
ansehen. Viel übler wäre es, wenn Rußland und Oesterreich 
aneinander gerieten. Halten wir uns neutral, so werden die 
Geschlagenen es uns nie verzeihen. Wenn Oesterreich ganz 
vernichtet würde, so wäre das für uns kein Vorteil, da wir 
zwar die Deutschen annektieren könnten, aber nicht wissen 
würden, was wir mit den Slawen und Ungarn machen sollten. 
Gegen Oesterreich in den Krieg zu ziehen mit Rußland, das 
erlaubt die öffentliche Meinung in Deutschland nicht. Ruß- 
land ist für uns gefährlich, wenn Oesterreich zugrunde geht. 
Mit Oesterreich können wir Rußland in Schach halten. Ich 
hoffe, daß Andrassy, wenn ihm kein anderer Weg übrigbleibt, 
in Bosnien einrücken und dieses Land behalten wird. Andrassy 
tut dies ungern, aber immer lieber als ein serbisches König- 
reich entstehen zu lassen.“ 
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe, Bd. II, 
S. 200 f. 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band II. 17 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.