Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Bismarck: „Ich habe an sich nichts gegen die Ueber- 
weisung der Preßdelikte an die Geschworenen, halte sie politisch 
nicht für gefährlich, will aber kein Privilegium zugunsten der 
Presse. Will man durchaus die Zeitungsredakteure nur durch 
Geschworene aburteilen lassen, so ahnde man ihre Vergehen 
mit den Verbrecherstrafen — nicht unter fünf Jahren — und 
sie kommen ja von selbst vor die Geschworenen. Damit bin ich 
einverstanden. Aber ich kann nicht zugeben, daß eine gedruckte 
Injurie ein Privilegium haben soll vor einer gesprochenen oder 
realiter ausgeführten. Im übrigen hege ich die lebhafteste 
Sympathie für die bayrischen Abgeordneten und ihr Verhalten, 
das ich vollkommen verstehe.“) 
Berlin, 3. Dezember 1876. 
Unterredung mit dem Botschafter Gontaut-Biron, 
betreffend die ministerielle Krisis in Frankreich, 
die republikanische Staatsform. 
Gontaut fragte Bismarck, wie es um seine Gesundheit 
stehe, und erinnerte an die Veranlassung, die ihn bewogen 
hatte, seinen Landaufenthalt aufzugeben. 
Bis#marck: „Ich bedaure lebhaft, drei Wochen verloren 
zu haben, die ich noch in Varzin zuzubringen gehofft hatte, und 
die für meine Gesundheit so notwendig gewesen wären. Ich bin 
nach Berlin gekommen, um den Marquis von Salisbury zu 
sehen,““?“) nicht wegen des Parlamentes. Dort berät man 
  
.) 28. November. Unterredung mit Tiedemann, betr. das 
Halten der Bismarck bekämpfenden „Deutschen Reichsglocke“ im 
Palais des Kaisers, des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich 
Karl. A. a. O., S. 92. 
% Dernières Années de I’Ambassade de Mr. de Gontaut- 
Biron, Paris 1907, S. 366. 
*““) Zusammenkunft am 22. und 23. November 1876. 
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