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teuer geworden, daß wir mit dem Auslande nicht konkur-
rieren können. Die Industriellen wünschen, daß der Staat
als Kunde die Artikel bestellen möge, welche sie auszustellen
beabsichtigen. Das ist ein unbilliges Verlangen, denn das
Ausland liefert durchweg bessere Artikel. Jeder z. B., der
sich selbst um seine Bekleidung bekümmert, weiß, daß man
unbedingt besser fährt, wenn man bei einem französischen
oder englischen Schneider, als wenn man bei einem deutschen
arbeiten läßt. Die ganze Ausstellung hat eigentlich nur
die Bedeutung einer großen Reklame. Wir aber würden,
statt Reklame zu machen, uns nur blamieren. Eine rein
deutsche Ausstellung innerhalb Deutschlands, z. B. in München,
würde vielleicht Beifall im urteilsfähigen Publikum finden,
für die Pariser Ausstellung aber wird sich niemand wirklich
erwärmen können. Die preußische Regierung jedenfalls hat
keine Ursache, auf die Wünsche anderer Rücksicht zu nehmen.
Sie hat nur zu prüfen, ob die Ausstellung ihren eigenen
Wünschen entspricht, und das muß ich verneiyen.“ Alle
Minister traten den Ausführungen Bismarcks bei. Die Be-
schickung der Ausstellung durch Deutschland unterblieb.
Berlin, Anfangs Dezember 1876.
Unterredung mit dem Staatssekretär v. Bülow,
betreffend das handelspolitische Verhältnis zwi-
schen Deutschland und Rußland.
Unter den Staaten, welche durch ihre Schutzzollpolitik
das noch immer in freihändlerischen Bahnen wandelnde
Deutschland systematisch schädigten, stand Rußland in erster
Linie. Dasselbe hatte zwar Ende 1876 den Wunsch aus-
gesprochen, mit Deutschland in handelspolitische Verhand-
lungen einzutreten; Bismarck versprach sich davon aber nach
den Erfahrungen, die er bei früheren derartigen Verhand-