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Ihretwegen keinen Krieg führen. Wenn ein Krieg unab-
wendbar ist, dann wird ihn Rußland führen, und — ich
sage es nochmals — wir sind Freunde Rußlands. So viel
mir bekanmt, beschäftigt sich Rußland gegenwärtig mit Kriegs-
vorbereitungen und hat schon drei Armeekorps mobilisiert. In
der Theorie sind wir Alle für Reformen bei Ihnen, die
Schwierigkeiten beginnen dort, wo dieser Wunsch in die
Prazis übersetzt werden soll. Wie stehen Sie mit Rumänien?“
Balabanow: „Gut“.
Bismarck: „Nun, und meinen Sie, daß eine rumänische
Okkupation ohne Krieg und Blutvergießen vor sich gehen
kann, oder daß Rumänien eine solche Aufgabe allein durch-
zuführen im Stande wäre?“
Balabanow: „Zwischen Rumänien und Bulgarien,“ fließt
die Donau und wir wissen nicht, ob ein gewaltsamer Ueber-
gang für die rumänische Armee nicht zu schwierig wäre.“
Bismarck: „Nein, die Donau ist lang, man könnte den
Uebergang beispielsweise auch in Serbien bewerkstelligen. Wie
dem immer sei, ich glaube, daß Sie ruhig sein können. Eine
Umgestaltung steht bevor und sie wird diesmal gewiß nicht
bloß theoretisch bleiben. Mein kaiserlicher Herr interessiert
sich für Sie und wünscht aufrichtig, daß Ihre Lage sich
besser gestalte. Er erinnert sich noch immer der Befreiungs-
kämpfe der Griechen. Verzweifeln Sie nicht an einer Wen-
dung zum Guten. Europa ist für Sie. Man wird, wenn
es sich notwendig erweisen soll, zur Tat übergehen. Ruß-
land wird Sie nicht verlassen und wir stehen auf Seite
Rußlands .. Es ist gut, meine Herren, daß Sie hierher
gekommen sind; seien Sie sicher, daß sich die Dinge zu
Ihren Gunsten wenden werden.“")
*) In der anonnym erschienenen Schrift (Robolfki's?) „Aus
der Wilhelmsstraße“ finden sich S. 133 pöllig unverbürgte Aeußer-
ungen Bismarcks über die bayerischen Verhältnisse vom Spät-
herbst 1876.