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Camphausen zugleich zum Vizekanzler zu ernennen und ihm die
Leitung aller inneren (deutschen und preußischen) Angelegen-
heiten zu übertragen. Bülow möge dann die Leitung der
auswärtigen Angelegenheiten übernehmen, und bei dem freund-
schaftlichen Verhältnis zwischen mir und Bülow ist es nicht
ausgeschlossen, daß ich diesen, wenn er es wünschen sollte,
mit meinem Rat unterstützen werde.“
Berlin, 11. April 1877.
Unterredung mit dem württembergischen Minister
v. Mittnacht, betreffend Bismarcks Entlassungs=
gesuch und Österreich."
Bismarck: „Was im Reichstag und sonst über die Gründe
meines Entlassungsgesuches erzählt wird, ist unwahr. Ab-
gesehen von meinem Gesundheitszustand liegt der Grund in
den Verhältnissen im Preußischen Staatsministerium.““) Was
habe ich aber gegen die Tränen meines alten Herrn machen
können! Wenn meine Gesundheit es erlaubt, werde ich wieder-
kehren als Minister, dann aber meine Bedingungen machen,
andernfalls komme ich als Abgeordneter zum Reichstag. Um
den Admiral v. Stosch hat es sich für mich nicht gehandelt.
Hätte der Kaiser mich gefragt, so würde ich selbst zu dem
geraten haben, was der Kaiser beschloß. Stosch, der Ver-
bindungen an zwei Höfen unterhält, und in den Sitzungen des
Staatsministeriums ein aufmerksamer Zuhörer ist, selbst aber
nicht redet, wird, wenn ich wiederkehre, von seinem Verbleiben
wenig Vergnügen haben.
*) Erinnerungen an Bismarck von Frhr. v. Mittnacht,
Seite 59. «
")Am27.März1877hatteBiSmatckdaSMinisterium
des Innern als eine „völlig kankerotte Wirtschaft“ bezeichnet.
Tiedemann a. a. O., Seite 124.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band II. 18