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Friktionen und sprach, indem er Wehrenpfennig namhaft
machte, davon, daß die Nationalliberalen es gut meinten,
aber immer kritisieren müßten.“)
Varzin, Anfangs August 1877.
Unterredung mit dem Regierungsassessor von
Kurowsky, betreffend den Stand der Handels-
vertragsverhandlungen mit Österreich. «
Bismarck: „Der Kaiser wünscht nach einer Anfrage Wil-
mowskis von dem Stande unserer handelspolitischen Ver-
handlungen in Kenntnis gesetzt zu werden. In der Ant-
wort ist zu betonen, daß wir einen Tarifvertrag, wie er
österreichischer Seits vorgeschlagen ist, wegen der davon für
uns zu erwartenden überwiegenden Nachteile nicht abschließen
können. Wir geben aber die Hoffnung auf Konzessionen
Oesterreichs nicht auf, und sind vor allem eifrig bemüht, die
Beibehaltung des Veredlungsverkehrs zwischen den beiden
Staaten zu sichern. Wir werden, wenn die österreichischen
Tarifvorschläge nach wie vor unannehmbar bleiben sollten,
unsere Forderungen hierauf vorzugsweise richten. Schreiben
Sie das Philipsborn zur Benutzung bei dem von Wilmowski
erbetenen Promemoria.“
*) Die „Nat. L. C.“ wußte Mitte April 1877 über die
Haltung Bismarcks zur Revision der Maigesetze zu berichten:
„Von zuverlässiger Seite erfahren wir, daß sich der Reichs-
kanzler sehr entrüstet über die Insinuation ausgesprochen hat,
daß er als Teil seiner Reformpläne eine „Revision der Mai-
gesetze“ verlange. Wenn eine solche Kompromißpolitik, bevor
die Ultramontanen die Bedingungen eines die Interessen des
Staates wahrenden Friedens anerkannt hätten, jemals befür-
wortet werde, so werde er, selbst wenn er fern und krank sei,
es für seine Pflicht halten, zu ihrer Bekämpfung zurückzukommen,
und falls er nicht mehr Minister sei, so werde er versuchen,
diesen Kampf als Volksvertreter aufzunehmen.