— 278 —
Leipzig, den 23. August 1877.
Unterredung mit dem Oberbürgermeister von
Leipzig, Dr. Georgi, auf der Durchreise nach
Gastein.“
Bismarck hatte die ausdrückliche Anordnung erteilt, Nie-
manden vorzulassen; als er jedoch von der Anwesenheit des
Oberbürgermeisters von Leipzig Dr. Georgi Kenntnis er-
halten, ließ er denselben nach dem Salonwagen einladen.
Dr. Georgi brachte Bismarck als Ehrenbürger der Stadt
Leipzig die herzlichsten Grüße der Bürgerschaft dar. Im
Laufe der Unterredung bemerkte Bismarck, in Betreff seines
Gesundheitszustandes: „Ich fühle mich zwar frei von wirklichen
Krankheitserscheinungen, sobald ich aber einen Tag angestrengt
gearbeitet habe, tritt sofort Schlaflosigkeit ein, mit anderen
Worten, ich fühle mich, da die Arbeit mich nun doch immer
verfolgt, ermattet.“ Bismarck unterhielt sich sodann noch
mit Dr. Georgi über die neuesten Gesetzesvorlagen über das
Reichsgericht etc. und fügte einige scherzhafte Aeußerungen
hinzu, z. B. daß ganze Pakete von Einladungen, Telegramme
etc. eingelaufen seien, welche Wünsche über seinen Aufenthalt
in Bayern enthielten; er solle danach an jedem Orte eine
Rede halten, an einem Festmahle teilnehmen usw., während
für ihn doch nur allein die Worte „Ruhe und Zurückge-
zogenheit“ maßgebend seien.
Gastein, 5. u. 6. September 1877.
Unterredung mit dem Pariser Botschafter Fürsten
Hohenlohe, betreffend die auswärtige Politik.“
Bismarck bedauerte das am 3. d. Mts. erfolgte Ableben
von Thiers; es sei ein großer Verlust für Frankreich; denn
) Elberfelder Zeitung, Nr. 239, 29. August 1877.
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. II, Seite 219 — 221.