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Thiers sei dort der einzige Mann gewesen, der eine Allianz
der Westmächte mit Oesterreich mit Erfolg hätte suchen können.
Jetzt werde Frankreich noch uneiniger werden als bisher. Die
gedachte Allianz sei nicht zu fürchten, solange Andrassy im
Amte bleibe; aber auch ein feindliches Oesterreich sei in jener
Allianz nicht zu fürchten, solange wir Rußland für uns haben.
Im vergangenen Sommer habe Gortschakow darauf hinge-
arbeitet, uns mit Oesterreich zu brouillieren und Deutschland
einen wenn auch nur diplomatischen Eéchec beizubringen. Das
sei ihm nicht gelungen.
Rußland könne keinen Frieden schließen, ehe es sein mili-
tärisches Prestige wiedergewonnen habe. Sei es genötigt,
nach einer zweiten unglücklichen Kampagne Frieden zu schließen,
so könnten innere Unruhen entstehen, und Rußland werde
dann nach einigen Jahren wieder, etwa mit Oesterreich, Krieg
anfangen müssen. B. hielt es für möglich, daß Rußland doch
noch siegt, wenn es die Sache nur etwas geschickter anfange.
Die jetzige Niederlage verdanke es der schlechten Führung.
Gastein, 6. September 1877.
Unterredung mit dem Botschafter Hohenlohe, be-
treffend französische Verhältnisse, die Bismarck
feindliche Haltung der Kaiserin Augusta, die Kron-
prinzessin.“
Bei einem Spaziergange auf der Kaiserpromenade sprach
Bidmarck zuerst von den französischen Wahlen. „Es wird
nötig sein, während der Wahlen noch etwas bedrohlich auf-
zutreten. Das braucht aber nicht in Paris zu geschehen, sondermn
wird von Berlin aus in Szene gesetzt werden. Der Kaiser
macht die Durchführung der Politik gegenüber Frankreich
schwer, da er sich durch den Botschafter Gontaut immer be-
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe, Bd. II, S. 220.